Wohnen wie die Scherfs?

„Bremen – alt erleben“ soll eine Art „Nacht der Jugend“ für Ältere werden. Die OrganisatorInnen hoffen, dass es am 18. Mai im Rathaus „rappelvoll wird“ – und viele Senioren nach Bremen ziehen

„In Stuhr fühlen sich manche Ältere recht weit weg von der Podiumsdiskussion.“

taz ■ Das Treppensteigen wird mühsamer. Seit der Mann tot ist, warten in der Dreizimmerwohnung nur noch der Wellensittich und die Stille. So wollen vermutlich die wenigsten Menschen im Alter wohnen.

Wie es sich besser in Bremen lebt und wohnt, wenn die Beine nicht mehr so wollen, darüber werden die Senatskanzlei und die Bremer Volkshochschule am 18. Mai nachmittags im Rathaus informieren. Angelehnt an die „Nacht der Jugend“ haben sie „Bremen – alt erleben“ vor allem für die Über-Fünfzig-Jährigen auf die Beine gestellt. Renate Koesler weiß von ihrer Arbeit bei der VHS, wie sehr die Älteren das Wohnen beschäftigt. Deshalb auch das Schwerpunktthema: „Gemeinschaftliche Wohnformen für Jung und Alt“. Alternativen zu Vereinsamung in der Wohnung oder dem Altenheim stellen die OrganisatorInnen in (Dia-)Vorträgen und Diskussionen vor. Bereits existierende Wohnprojekte und barrierefreies Bauen werden Themen sein.

Ein praktisches Beispiel für alternatives Wohnen sind die Scherfs. „Wir haben uns das vor 15 Jahren mit Freunden überlegt, eine Alters-Hausgemeinschaft zu gründen – da waren wir so um die 50“, sagt der Bürgermeister: „Als wir endlich ein geeeignetes Haus gefunden hatten, haben wir es unseren Wünschen entsprechend umbauen lassen.“ Das Haus allein aber ist nicht alles: „Sich auf andere Menschen einzulassen, muss man üben. Sonst knurrt man sich später nur an“, weiß Scherf.

Hintergrund der gemeinsamen Veranstaltung von Rathaus und VHS: Bremen hat nun auch ältere Menschen als steuerträchtige Zielgruppe entdeckt, die es lohnt, in die Stadt zu locken: „Wenn die Kinder erstmal aus dem Haus sind, fühlen sich manche in Stuhr oder Lilienthal recht weit weg vom Theater, der Podiumsdiskussion und den kleinen Alternativ-Veranstaltungen“, sagt Scherf.

Wie bei der Nacht der Jugend findet im ersten Stock des Rathauses alles gleichzeitig statt: Neben der Blaumeier-Installation „Schrankarts“ und einer Fotoausstellung präsentiert Filmregisseur Pago Balke das Kulturprogramm: Das Kabarett NieRosta, die SchauspielerInnen Hille Darjes und Karl Michael Vogler und der Pianist Oskar Jezior treten auf. Die Kaffee- und Kuchenausgabe sollen Bremer PolitikerInnen übernehmen – wahlkampffrei, versichert Scherf. ube