Zufallstreffer bei Routinekontrolle

In Pakistan ist Walid Bin Attash festgenommen worden – mutmaßlich eine weitere hochrangige Führungspersönlichkeitim Terrornetzwerk al-Qaida. Er soll maßgeblich am Anschlag auf die USS Cole im Jahr 2000 beteiligt gewesen sein

aus Delhi BERNARD IMHASLY

Dank einer Routinekontrolle auf einer Einfallstraße nach Karatschi sind der pakistanischen Polizei am Dienstag sechs mutmaßliche Kader des Terrornetzwerkes al-Qaida ins Netz gegangen. Die Lastwagenladung von Waffen und Munition führte zunächst zur Verhaftung von sechs Mitgliedern einer lokalen militanten Organisation. Dies brachte die Sondereinheit auf die Spur sechs weiterer, steckbrieflich gesuchter Terrorverdächtiger, darunter drei Araber.

Der wichtigste unter ihnen war der aus dem Jemen stammende saudische Staatsbürger Walid Mohammed Bin Attash, der von den USA als einer der zehn meistgesuchten Al-Qaida-Mitglieder gesucht worden war. Er wird verdächtigt, maßgeblich am Attentat gegen den Zerstörer USS Cole im Oktober 2000 im Hafen von Aden beteiligt gewesen zu sein, bei dem 17 US-amerikanische Seeleuten getötet worden waren. Bin Attash soll sich auch mit zwei Attentätern des 11. September in Kuala Lumpur getroffen haben.

Bin Attash gilt neben Ramsi Binalshibh als wichtigste Helfer von Khalid Sheikh, dem vermuteten Hirn der Anschläge von New York und Washington. Binalshibh war letztes Jahr ebenfalls in Karatschi verhaftet worden, Sheikh am 2. März 2003 in Rawalpindi. In Washington bezeichnete Sprecher Ari Fleischer die Verhaftung als „hilfreichen und bedeutenden Fang“. Er drückte die Dankbarkeit des Präsidenten gegenüber Pakistan aus. Das Land habe mit der Zusammenarbeit im Krieg gegen den Terror „erneut einen starken Tag gehabt“. Insgesamt wurden in Pakistan in den vergangenen anderthalb Jahren über 350 Al-Qaida-Verdächtige verhaftet.

Der jüngste Schlag kam nur ein paar Tage vor dem Besuch des US-Unterstaatssekretärs Richard Armitage in Islamabad – und das ist kein Zufall, meinen viele. Mit gelegentlichen Verhaftungen könne sich die Regierung gegenüber Washington günstig in Szene setzen und demonstrieren, wie sehr dieses auf die Mitarbeit Pakistans angewiesen seien. Dies sei ein wirksames Mittel, um die US-amerikanische Kritik zu unterlaufen, das Land tue zu wenig gegen den Terror im indischen Teil Kaschmirs.

Pakistanische Journalisten zitierten Stimmen aus Polizeikreisen, wonach Bin Attashs Verhaftung bereits „einige Tage“ vor der Razzia vom Dienstag erfolgt sei; er sei auch bereits von US-Agenten vernommen worden. Laut offizieller Version hat der Arrest von Bin Attash und dessen Komplizen allerdings „eine größere Katastrophe verhindert“. In den sichergestellten Fahrzeugen und Wohnungen seien nicht nur Waffen, Zeitzünder und elektronische Bestandteile gefunden worden, sondern auch eine Lastwagenladung voll von Behältern mit Schwefel, Stickstoffdünger und Schießpulver.