Krawallnacht in Kreuzberg

Schwere Ausschreitungen am Heinrichplatz. Autos in Brand gesetzt. Fensterscheiben demoliert. Polizei setzt Tränengas ein. Schon Walpurgisnacht am Prenzlauer Berg endete in Randale

BERLIN dpa/ap/taz ■ Trotz deutlicher Zurückhaltung der Polizei ist es am Abend des 1. Mai in Berlin-Kreuzberg zu schweren Ausschreitungen von Jugendlichen gekommen. Am Heinrichplatz schleuderte eine Gruppe von 100 bis 150 Randalierern Flaschen und Steine gegen die Einsatzkräfte. Die teilweise vermummten Gewalttäter schossen auch ohne ersichtlichen Grund Feuerwerkskörper ab. Autos wurden demoliert, umgestürzt und angezündet, Rauschwaden zogen durch die Straßen. In einem Autohaus wurden die Fensterscheiben eingeschlagen. Die Polizei ging zunächst massiv gegen die Störer vor und setzte auch Tränengas ein. Ein Sprecher sagte: „Es ist, wie wir gesagt haben: Wenn etwas passiert, greifen wir ein.“ Wegen der massiven Angriffe von Seiten der Demonstranten mussten sich die Beamten zwischenzeitlich zurückziehen.

Am Abend waren mehrere tausend Menschen bei einem Volksfest auf dem Mariannenplatz versammelt. Eine weitere Demonstration linker und autonomer Gruppen traf am Abend aus Mitte kommend in Kreuzberg ein. Ein Marsch durch die Ostberliner City war von der Polizei verboten worden. Außerdem durften die Teilnehmer nur kleine Plakate und Transparente mit Holzstangen mit sich führen. Die Polizei begleitete den Zug mit mehreren tausend Beamten. Insgesamt waren gestern 7.500 Polizeibeamte in Berlin im Einsatz.

Bei der „Revolutionären 1.-Mai-Demonstration“ waren am Nachmittag nach Polizeiangaben rund 3.500 Menschen vom Oranienplatz in Kreuzberg Richtung Neukölln gezogen. Der traditionelle Aufzug, der sich auch gegen Krieg und Sozialabbau wendet, war von der Polizei erst nach langen Debatten und mit strengen Auflagen genehmigt worden.

Eine Demonstration von rund 1.200 bis 1.500 NPD-Anhängern in Charlottenburg verlief abgesehen von kleinen Rangeleien nach Angaben der Polizei friedlich. Der rechtsextreme Zug, der erstmals durch den Westteil Berlins führte, wurde von lautstarkem Protest begleitet. Mehrere Personen wurden festgenommen.

In der Walpurgisnacht war es im Prenzlauer Berg zu heftigen Krawallen gekommen. Zuvor hatten rund 6.000 Menschen friedlich ein Fest im Mauerpark gefeiert. Die gewalttätigen Jugendlichen schleuderten Flaschen und Steine gegen die Beamten und schossen Leuchtraketen auf sie ab. In angrenzenden Straßen gingen Schaufenster zu Bruch und Autos wurden demoliert. Die Polizei ging mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern gegen die Gewalttäter vor. 103 Personen wurden festgenommen, 3-mal so viel wie im Vorjahr. GB

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