Tote bei Protest am Sperrzaun

Erstmals Palästinenser bei Demo gegen Israels Mauer getötet. Tote bei Schießerei am Grenzübergang Eres. Israels Oberstes Gericht billigt Räumung illegaler Siedlungen

BERLIN ap/afp ■ Bei gewalttätigen Demonstrationen gegen die Sperranlage zum Westjordanland haben israelische Soldaten gestern zwei Palästinenser erschossen. Die rund 1.000 Demonstranten wollten im Dorf Bidu die Errichtung eines weiteren Teils des Sperrwalls auf ihrem Land verhindern. Sie warfen Steine auf Baufahrzeuge. Nach Augenzeugenberichten setzten die Soldaten Tränengas, Gummigeschosse und scharfe Munition ein. Die Bauarbeiten seien schließlich eingestellt worden.

Bislang hatten sich die Proteste gegen die Sperranlage nicht direkt gegen die israelischen Bautrupps gerichtet. Erstmals wurden Palästinenser bei einer Demo gegen den Wall getötet. Nach Angaben von Klinikpersonal wurden 40 Demonstranten verletzt. In Beit Surik wurden bei gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Sperranlage sechs Polizisten verletzt.

Gestern umstellten Jeeps der israelischen Armee das Hauptquartier von Palästinenser-Präsident Jassir Arafat in Ramallah. Arafat hat die Anlage seit fast zwei Jahren nicht mehr verlassen. Israel beschuldigt ihn, dort Militante zu verstecken.

Am Grenzübergang Eres eröffneten gestern Morgen zwei Palästinenser das Feuer und töteten einen Soldaten, bevor sie selbst erschossen wurden. Die Al-Aksa-Brigaden bekannten sich zu dem Angriff. Der Grenzübergang wurde bis auf weiteres geschlossen. Ihn nutzen täglich tausende Palästinenser, um zu ihren Jobs in Israel zu gelangen.

Israels Oberster Gerichtshof hat die Räumung illegaler jüdischer Siedlungen im Westjordanland als rechtmäßig bewilligt. Der Gerichtshof wies gestern den Einspruch von Siedlerverbänden zurück, die den Abriss stoppen wollen. Israels Premier Ariel Scharon hatte beim Nahostgipfel im Juni 2003 die Auflösung illegaler Siedlungen in den Palästinensergebieten zugesagt. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsgruppe Frieden Jetzt wurden seither jedoch neue Stützpunkte errichtet. Mehrere neue Stützpunkte würden derzeit ans Strom- und Straßennetz angeschlossen und so zu richtigen Siedlungen ausgebaut, berichtet Frieden Jetzt.