Duell der Kränkelnden

Nach einem 3 : 2 über den Karlsruher SC findet sich Hannover 96 knapp im Tabellen-Mittelfeld wieder. Grund zur Entwarnung sieht der Trainer des personell reichlich gebeutelten Vereins keinen

VON ROGER REPPLINGER

Auch Fußballmannschaften können krank werden. Die Bundesligamannschaften des Karlsruher SC und von Hannover 96 sind krank. Das hat mit Niederlagen zu tun, mit Verletzungen, mit Pech – und mit von der Boulevard-Presse initiierten Trainer-Diskussionen. Beim Spiel Hannover 96 gegen den Karlsruher SC, das vor 32.400 Zuschauern mit einem schmeichelhaften 3 : 2 (3 : 0) für 96 endete, zeigte sich die KSC-Krankheit in der ersten, die 96-Krankheit in der zweiten Halbzeit.

„Soll keiner glauben, nun sei alles in Butter“, brummte 96-Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel, „in der ersten Halbzeit haben wir gezeigt, was wir können, in der zweiten, was wir nicht können.“ Es sei nicht zu übersehen gewesen, dass in der Mannschaft etwas nicht stimme, diagnostizierte Hecking.

Als das Spiel begann, war 96 noch kerngesund. Wie von der Scouting-Abteilung Hannovers vorgeschlagen wirbelte 96 mit zwei Stürmern die KSC-Abwehr durcheinander. „Kompliment an die Scouts“, lobte Hecking: Die hätten „gemeldet, dass der KSC gegen zwei Brecher im gegnerischen Sturm Probleme hat“. Also bot er mit Mike Hanke und Mikael Forssell zwei Brecher auf. Nach einem Ballverlust von Timo Staffeldt bediente Hannovers Mittelfeldspieler Hanno Balitsch seinen Stürmer Hanke, der Markus Miller im KSC-Tor keine Chance ließ (12.). Schon sechs Minuten später das 2 : 0 – ein langer Ball von Balitsch war von Szabolcs Huszti mit dem Kopf verlängert worden, Hanke vollendete mit dem rechten Fuß.

Hannover hatte eine ganze Reihe weiterer Torchancen, der KSC konnte froh sein, dass erst in der 44. Minute durch Forssell das 3 : 0 fiel. Der Finne gehört zu den Spielern, an denen sich Hannovers Krankheit zeigt: Er leidet an einer Schulterverletzung und „hätte vielleicht besser nicht gespielt“, sagte Hecking. Der nennt bei der Aufzählung der Kranken, Angeschlagen, Rekonvaleszenten und Müden allerdings praktisch die gesamte Mannschaftsaufstellung.

Aus Protest gegen die schwache Leistung ihrer Mannschaft verließ die Hälfte der 600 mitgereisten KSC-Fans den Gäste-Block und kehrte auch nicht zurück. „Das ist schade“, kommentierte KSC-Manager Rolf Dohmen, „haben sie doch eine gute Halbzeit ihrer Mannschaft verpasst.“ Aber erst mal brüllten die, die dageblieben waren: „Wir ham die Schnauze voll!“ – dann zeigte auch die Mannschaft, dass sie genug hatte.

Hecking stellte um: Nach einer Verletzung seines rechten Außenverteidigers Steven Cherundolo schickte er Balitsch aus dem defensiven Mittelfeld nach hinten rechts. Den konnte der eingewechselte Bastian Schulz nicht ersetzen, und der KSC bekam ein sich verfettendes Übergewicht. Ein von Antonio da Silva sicher verwandelter Elfmeter (48.) brachte das 1 : 3 und Hannover weitere Unordnung. Kaum eine Torchance in der zweiten Halbzeit, der KSC hatte Chancen durch Sebastian Freis, Mutzel, Lars Stindl und da Silva, die nicht genutzt wurden.

Als der Anschlusstreffer fiel, war es zu spät. Der eingewechselte Joshua Kennedy verlängerte mit dem Kopf, Stindl traf mit links (86.). Sekunden vor Schluss Kennedy mit der Brust, Florian Fromlowitz brachte die Fingerspitzen dran.

Hannover ist, trotz Krankheit im Nacken, mit 16 Punkten 13ter in der Bundesliga, letzte Mannschaft im Mittelfeld. Der KSC glüht mit zehn Punkten vor Fieber – aber vielleicht kommt die Farbe auch von der roten Laterne, die nun in Karlsruhe brennt.