: Komm, Tod
Heute Abend versammeln sich die traurig Hinterbliebenen im „Café Krematorium“
Wenn die Zeit gekommen ist, gibt es mehrere Möglicheiten, aber sie alle haben entscheidende Nachteile. Unter der Erde stellt sich Fäulnis ein, Würmer kriechen herum. Igitt! Das Meer: auch nicht angenehm, da nagen einen die Fische an. Da ist das Krematorium doch eine gute, saubere Lösung, und auf den Friedhöfen wird auch noch Platz geschaffen für die späteren Toten. Erschreckend ist natürlich trotzdem, dass so wenig übrig bleibt, doch zum Glück gibt es ja die Erinnerungen in den Köpfen der anderen. Im „Café Krematorium“ werden diese Erinnerungen abgefragt, exemplarisch am Fall der Lilian Loosli, einer Bewohnerin des Zürcher Arbeiterbezirks „Kreis 5“. Eine schöne Frau ist sie gewesen, jetzt bleibt von ihr nur noch ein Bild, das zwischen Bierkrug und Maggiwürze steht. Andreas Krämer vom Schauspielhaus Zürich spielt die Personen, die Lilian Loosli nahe standen, und entwirft damit zugleich das Porträt eines (zumindest in Zürich) aussterbenden Arbeitermilieus. Das Glück liegt hier im Schrebergarten und die Frage, ob die Tulpenzwiebel aufgehen werden, ist von allergrößter Bedeutung. So geht der Alltag weiter. Und das ist doch auch ein Trost.
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