Brandanschläge
: Dünne Beweislage

Brandanschläge auf Fahrzeuge von Stadtwerken sind unsinnige Aktionen. Auch wer Polizeiwagen oder so genannte Luxus-Karrossen abfackelt, darf bestenfalls bei Minderheiten auf klammheimliche Freude hoffen – auf politisches (Ein-)Verständnis kaum. Die Polizei ist überzeugt, dass „linksextremistische Täter“ hinter den Anschlägen in Göttingen stecken. Auszuschließen ist das nicht – die Beweislage aber erscheint dünn.

KOMMENTAR VON REIMAR PAUL

Schon nach den ersten Brandanschlägen vor rund drei Jahren gingen die Ermittler von einem „politisch motivierten“ Hintergrund aus. Begründet wurde das damals mit Demonstrationen gegen die NPD und gegen den G 8-Gipfel, die kurz vor den Anschlägen in Göttingen stattfanden. Zur Teilnahme hatten auch autonome Antifa-Gruppen aufgerufen.

Zusätzliche Quelle ist seit Jahresbeginn ein „Selbstbezichtigungsschreiben“, das bei zwei Redaktionen in Hamburg eingegangen sein soll. Lokale Medien erhielten keine Briefe. Die anonymen Verfasser sollen seitenlang die Verantwortung für die Brandanschläge übernommen und weitere Aktionen angekündigt haben. Der „linksextremistische Zusammenhang“ ergab sich laut Polizei aus Text und Wortwahl. Zu Festnahmen kam es in der Sache nie – dabei hätte der behauptete Kontext den Ermittlern eigentlich beste Fahndungsmöglichkeiten eröffnet.