das wird der monat, der wird (nr. 5)
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Altenburg, 4. Mai: Der berühmte dreitägige Skatmarathon muss am Finaltag abgebrochen werden, weil nach massenhaften Handkrämpfen („akute Mischose“), Bandscheibenverschlüssen und Venenvorfällen nur noch zwei Athleten spieltauglich sind. „Das sind tragische Beweise“, so Verbandspräsident Schneider-Bube, „für Skat als Hochleistungssport.“ Zuletzt hatte das Bundesinnenministerium die Gleichsetzung mit Schach als Sport unter massivem Protest der großen deutschen Skatbewegung verneint.

London, 5. Mai: Auch eine Woche nach dem 80. Geburtstag des früheren Wembley-Stadions dauern die Feierlichkeiten an. Über drei Million Traditionsbriten haben sich bislang an der königinlichen „amusement parade“ beteiligt. Sir Warlord Tony Blair, soeben geadelt als „Royal Expert für Gewesenes“, erklärt, die Arena sei nach „sicheren Erkenntnissen“ des Geheimdienstes MI 5 nicht von britischen Bulldozern, sondern von einem Al-Qaida-Kommando gemeuchelt wurde. „Man konnte das“, so der Instinktpolitiker Blair, „wegen der Wembley-Zwillingstürme doch schon vorher ahnen.“

Stuttgart, 23. Mai: ver.di expandiert. Immer mehr Berufssportler und Profitrainer treten der „sports-union“ bei. Durch die „lobenswert moderne Weiterung gewerkschaftlicher Arbeit“, heißt es beim Kongress „Zukunft des Dienstleistungssports“, können die Neuen jetzt beim Vertragspoker auf die letzte Lohnrunde pochen: „Ich will aber auch 2,75 Prozent mehr auf meine 2,75 Millionen Jahresgage!“ Mit Journalisten, ihren geborenen Feinden, ist den Profis semiintimer Austausch möglich: „Erzähl mal, Kollege Schreiber, was hat der Kollege Trainer gesagt?“ Erste Fußballstars hätten sogar schon um eigene Sozialräume gekämpft: „Ich verlange meine eigene Kabine in der Halbzeitpause.“

Nürnberg, 24. Mai: Neben Cottbus und Bielefeld steigen auch die fröhlichen Profis von Bayer Leverkusen durch ein schon traditionelles 0:1 in Nürnberg ab. Noch am Abend werden Jürgen Kohlers Beraterverträge mit Rostock, Bochum und Gladbach bekannt. „Dä Fußballjott mit seine Spaßnummern. Dat is ne Fußballsatan“, tobt Manager Reiner Calmund und entleibt sich. Scharlatan Kohler geht derweil diabolisch grinsend mit Udo Lattek (86), „meinem Halb-Vater, ein Halb-Weizen trinken“.

Leipzig, 28. Mai: „Schwere Empörung in der Bevölkerung“ löst die Ankündigung von Leipzigs OB Tiefensee aus, die Kandidatenrechte für Olympia 2012 zu versteigern. „In Zeiten knapper Kassen muss man nicht nur Saiten streichen können, sondern auch andere aufziehen.“ Leipzig wisse doch, „dass wir als mickriges Ostdorf keine Chance haben. Hamburg und Düsseldorf bieten derzeit beide noch.“ Der Meistbietende hoffe, „die Investitionen später über den Verkauf der Olympiarechte nach New York oder Paris refinanzieren zu können.“

München, 31. Mai: Kirch-Pate Franz Beckenbauer dementiert jede Beteiligung am Olympiadeal. „Mei, i kenn dies Leipziger Vielerlei goa nit. Mir reichen die Schiebereien beim Fußball.“ MÜLL