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: PETER LITTGER über Wettbewerb, Redaktionswissen und mediale Eierläufer

Welche Religion hat der Papst?

Ob es besser bestellt wäre um die Zeitungen in Berlin, würden ihre Redaktionen häufiger in direkter Form gegeneinander antreten? In einem ehrlichen Duell, Sackhüpfen zum Beispiel. Oder Faustkampf. Oder einfach nur Trivial Pursuit. Dann könnten sie beweisen, wer der Bessere ist. Wer mehr weiß, schneller denkt, schöner spricht – kurz: wer das Recht hat, im harten Zeitungsmarkt zu überleben.

Springers Welt und Holtzbrincks Tagesspiegel zum Beispiel – die beiden verlustreichen Blätter, denen angeblich das Aus droht, weil sie kaum mehr zu halten sind. Behaupten jedenfalls ihre beiden Verlage. Und wollen vom Bundeswirtschaftsminister in größter Befangenheit per Federstrich entschieden haben, wie es weitergeht. Wie unangenehm eine solche „Ministererlaubnis“ doch ist.

Dabei ist Entscheidung schon gefallen: vor drei Tagen in der Berliner Hechtbar. Wichtige Abordnungen der Redaktionen von Welt und Tagesspiegel waren gekommen, um ein Wissensduell auszutragen.

Die Fragen kamen (Tagesspiegel! Welt!) aus den klassischen bürgerlichen Wissensbereichen: Erdkunde, Literatur, Bio. Mit schockierendem Ergebnis: Beide Titel verfügen offenbar nicht gerade über viel davon. Welche Religion hat der Papst? – Schweigen. Keinen Punkt. Was ließ David Copperfield 1983 verschwinden? – Die schnelle und unüberlegte Mutmaßung der Welt: die chinesische Mauer. Falsch. Fünf Punkte für den Tagesspiegel. Richtige Antwort: die Freiheitsstatue. Besonders peinlich für die Welt, bei der man sich neuerdings immerhin per Arbeitsvertrag zum nordatlantischen Bündnis bekennen muss.

Der Tagesspiegel blamierte sich (hoppla!) dagegen durch unsportliches Verhalten: Ein Redakteur telefonierte während des Wettkampfs per Handy! Klar unerlaubter Telefonjoker, doch niemand schritt ein.

Gäbe es die Rubrik „Medien“ bei Trivial Pursuit, dann gäbe es wohl auch Kärtchen mit Fragen wie: Wann versuchten zwei Verlage (Axel Springer und Burda nämlich) schon einmal per Ministererlaubnis einen Zusammenschluss zu erreichen? Antwort: 1982. Damals zog man den Antrag allerdings zurück, nachdem Monopolkommission und das Bundeskartellamt dagegen votiert hatten.

Die Zeiten haben sich geändert. Ob’s ein Omen ist? Zum Schluss jedenfalls gewann der Tagesspiegel – äußerst knapp mit einer mickrigen Antwort Vorsprung.

Der angekündigte Eierlauf zwischen den Chefredakteuren Giovanni di Lorenzo (Tagesspiegel) und Jan-Eric Peters (Welt) fiel übrigens aus: Die beiden waren nicht gekommen. Sehr wahrscheinlich hatten die Navigationssysteme ihrer Dienstwagen die Hechtbar nicht lokalisiert.