Demo mit Phantasie

Kölner Künstler planen Protest gegen die Kulturpolitik der Stadt. Ihr Motto: „Kulturhauptstadt? Nur mit uns!“

KÖLN taz ■ Die Bewerbung Kölns um den Titel „Kulturhauptstadt Europa 2010“ bringt Schwung in die Stadt – wenn auch nicht unbedingt den, den sich die Stadt wünscht. Denn viele fühlen sich nicht nur von den Vorbereitungen ausgeschlossen, sondern generell zu wenig wahrgenommen. So planen Künstler für den 27. März eine große Demonstration vom Ebert- zum Rudolfplatz. Motto: „Destination Kulturhauptstadt? Nur mit uns!“

„Wir haben die Faxen dicke“, schimpft Heiner Moers, Chef des Bel-Air-Theaters, der die Demo zusammen mit H.J. Stehling vom „Meine Fresse Club“ organisiert. „Die Stadt macht eine Fähnchenparade für ihre Kulturhauptstadtbewerbung und schließt gleichzeitig Jugendzentren und Bibliotheken. Immobilienspekulanten schiebt sie das Geld in den Hintern und die schmeißen dann Künstler aus den Ateliers.“ Zuschüsse würden eingegefroren „mit der Absicht, sie ganz zu streichen“. Sogar die Abschaffung des Kulturdezernats sei im Gespräch. Stattdessen sollten sich die Verantwortlichen auf den idellen Wert der freien Szene besinnen, aber auch deren Bedeutung als „nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor“ erkennen.

„Wir wollen zeigen, dass es uns gibt“, sagt Moers. Deshalb sei die geplante Demonstration auch keine Demo gegen, sondern eine für etwas, nämlich für die „Kulturstadt und alle, die sich für sie den Arsch aufreißen“. Und auch wenn die Bewerbung schon fast gelaufen sei: „Besser spät, als gar keine Reaktion“. Seine potentiellen Mitstreiter – viele Künstler und Initiativen wie Jürgen Raap, Hans-Jörg Tauchert, Frank Köllges, Sozialforum Köln oder Attac haben schon Unterstützungsunterschriften geleistet – fordert Moers auf, Phantasie zu entwickeln: „Es soll keine Leinwanddemo wie in den 70er Jahren werden.“ Jürgen Schön

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