CDU-Spitze redet den Einfluss des Ex-Vorsitzenden klein

Kölns CDU wählt am Wochenende ihre KandidatInnen für die Kommunalwahl im Herbst. Die Partei setzt auf Promis, Erfahrung und ein bisschen Jugend. Frage ist, welche Rolle Richard Blömer spielt, der wegen illegaler Spendenstückelung von seinem Amt als Vorsitzender zurücktreten musste

Köln taz ■ Für Kölns CDU ist an diesem Wochenende Wahltag. Die Partei stellt ihre KandidatInnen für die Wahl zum Stadtrat im Herbst zusammen. Für die rund 300 Delegierten geht es im Bezirksrathaus Porz vor allem um die Frage, wie viel Einfluss der Ex-Parteivorsitzende Richard Blömer noch hat. Ihm wird nachgesagt, im Hintergrund fleißig die politischen Strippen zu ziehen und die Zusammensetzung der neuen Fraktion wesentlich mitzubestimmen. Blömer war wegen des Spendenskandals des CDU-Kreisverbands vor wenigen Wochen nach massivem öffentlichen Druck zurück getreten.

So gilt der ehemalige Erftkreis-Dezernent Lothar-Theodor Lemper als aussichtsreicher Neuling. Er wurde ausdrücklich von Blömers Heimat-Stadtbezirk Lindenthal als Kandidat nominiert. Möglicherweise könnte er sogar nach der Wahl Karl-Jürgen Klipper als CDU-Fraktionschef im Rat ablösen, heißt es. Der amtierende Landtagsabgeordnete und kulturpolitische Sprecher der Kölner CDU-Ratsfraktion Blömer soll sich hinter den Kulissen auch für Carola Blum stark gemacht haben. Die Witwe des verstorbenen Kölner OB Harry Blum soll als populäres „Zugpferd“ die Union in den Kommunalwahlkampf führen.

Während die Parteispitze jeglichen Einfluss von Blömer klein redet, wurde Ratsherr Heinz Christian Esser in einer Pressemitteilung deutlicher. Er hatte sich als Kandidat zugunsten von Carola Blum zurückgezogen. In Parteikreisen hieß es, dass Blömer wegen der Angriffe Essers auf ihn im Spendenskandal den missliebigen Parteifreund los werden wollte. Gleichzeitig mit seinem Angebot zum Kandidaturverzicht stellte Esser aber die Bedingung auf, dass die anderen Kandidaten aus der Innenstadt „vor Gegenkandidaturen geschützt werden, die aus dem Umfeld von Richard Blömer angekündigt worden sind“. Ob Esser, der sich als Finanzexperte einen Namen gemacht hat, wirklich nicht mehr antreten wird, ist angesichts andauernder Diskussionen zwischen den verschiedenen Lagern noch völlig offen.

Noch eine weitere Personalie hat für Diskussionen gesorgt. Ratsherr Stefan Götz, der bisher keinen Wahlkreis für sich finden konnte, bereitet eine Kampfkandidatur vor. Kritiker werfen dem Stadtentwicklungspolitiker seine „Verstrickung“ mit der Rheinischen Zusatzversorgungskasse vor, der Firma, die mit einem Hochhausturm das wohl umstrittenste Bauwerk der Legislaturperiode bauen will. Götz sagte der taz, er habe bei allen entsprechenden Abstimmungen wegen möglicher Befangenheit auf eine Teilnahme verzichtet.

Um auch auf dem traditionellen CDU-Gebiet der Inneren Sicherheit punkten zu können, wurde der pensionierte Polizeidirektor Winrich Granitzka ins Team geholt. Der Nachwuchs soll vor allem durch den Vorsitzenden der Jungen Union, Helge Schlieben, angelockt werden. Ansonsten tut sich nicht viel Neues auf der Kandidatenliste – der überwiegende Teil der amtierenden Ratspolitiker will seine Arbeit im Stadtparlament fortsetzen. Frank Überall