Mirow heißt die neue Sexbombe

Die Hamburger SPD taumelt dem Wahlsieg entgegen, die FDP zelebriert Wichtigkeit

Hamburg taz ■ Die Kapelle spielt „Sex Bomb“ und „I’m your Venus“, aber damit tut man SPD-Spitzenkandidat Thomas Mirow wirklich ein bisschen zu viel Ehre an. Die SozialdemokratInnen – man merkt es – sind schon wieder übermütig geworden, seit ihnen die neueste Umfrage ein Patt zwischen der Ole-von-Beust-Partei CDU und dem rot-grünen Lager signalisiert hat. Zum offiziellen Wahlkampfabschluss gestern Nachmittag hat sich die SPD in Alma Hoppes Lustspielhaus eingefunden – nach der Stimmung sollte man denken, der Ort sei richtig gewählt, und die Dauer-Depression der Vorwochen habe sich plötzlich in unbändigste Siegeszuversicht verwandelt. Selbst Landeschef Scholz offenbart ungeahnte Einpeitscher-Qualitäten, die er in seiner Berliner Zeit so tief verstecken musste.

„Ole von Bord“ hat sich die SPD als Motto des Nachmittags gewählt, Mirow wünscht seinem Gegenkandidaten, er möge beim traditionsreichen Hamburger Matthiae-Mahl am gestrigen Abend noch einmal „richtig gut essen, aber dann ist finito“. Jubel, Jubel, Ehrengast Franz Müntefering muss gar nicht mehr viel tun, die Band bläst „in the mood“.

Um Stimmung war am Abend zuvor auch die FDP bemüht, die sich zu ihrem Wahlkampfkehraus den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle eingefangen hatte. Die Freien Demokraten sind die Partei, auf die es wohl ankommen wird, wenn von Beust sicher weiterregieren kann, und dementsprechend wurde die eigene Wichtigkeit zelebriert. „Es geht nur Schwarz-Geld oder Rot-Grün, alles andere ist Russisches Roulette“, rief Westerwelle mit Theatralik aus.

Hamburgs Fraktionschef Burkhardt Müller-Sönksen wähnte die FDP als die einzige Partei, die verhindert, „dass Hamburg in die Hand solch skrupelloser Gewerkschaftsbosse wie ver.di-Landeschef Wolfgang Rose fällt“. Der Spitzenkandidat und Bildungssenator Reinhard Soltau gab sich alle Mühe, seinen Ruf als graue Maus zu bestätigen. Obwohl Soltau mehr als eine Viertelstunde die Leistungen der FDP im Bildungsbereich seit 2001 herausstellte, fiel der Name seines Vorgängers im Senatorenamt, Rudolf Lange, kein einziges Mal. Peter Ahrens