Zusammen zur Sonne

Wer selbst kein Dach hat, leiht sich eines: Gemeinschaftssolaranlagen bieten Mietern die Möglichkeit, photovoltaisch zur Energiewende beizutragen. Blockheizkraftwerk als Alternative

von GERNOT KNÖDLER

Der Weg zur Sonne führt über das Erneuerbare-Energien-Gesetz der rot-grünen Bundesregierung. Keine erneuerbare Energie wird so gefördert wie die Photovoltaik, die Gewinnung von Strom aus Sonnenlicht. Zum 1. Januar ist die Einspeisevergütung dafür erhöht worden. Wer jetzt eine Photovoltaik-Anlage bauen lässt und betreibt, kann mit einer Vergütung von bis zu 57,4 Cent pro Kilowattstunde (kWh) rechnen, ein Förderanteil, der in den kommenden Jahren kontinuierlich abnehmen wird. Wer davon profitieren möchte, aber keine Immobilie besitzt, um eine solche Anlage anzubringen, der kann sich an einer Gemeinschaftsanlage beteiligen. Ob sich das lohnt, ist jedoch strittig.

Die erste Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage Hamburgs steht auf dem Dach des Werkhofs Ottensen. Dessen Trägerverein „Zusammen leben und arbeiten“ hatte das Projekt initiiert, Mieter und Unterstützer investierten. Der Sonnenstrom floss zunächst ins Netz des Werkhofs. „Inzwischen ist es günstiger, ins HEW-Netz einzuspeisen“, sagt Stefan Bielkin, dessen damalige Firma Solartechnik die Anlage gebaut hat. Heute betreibt Bielkins neue Firma Abasto das Mini-Kraftwerk. Der Verein muss sich nicht mehr um Wartung, Versicherung, Versteuerung und Abrechnung kümmern. Dafür verzichtet er auf einen großen Teil der Vergütung.

Die Kosten für das Management sind ein Grund, der sogar Hartmuth Groth dazu treibt, von Gemeinschaftsanlagen abzuraten, wenn man sich selbst eine Anlage aufs Dach setzen kann. Groth, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Röbbek Energieanlagen, hat in den vergangenen acht Jahren acht Gemeinschaftsanlagen gebaut und dafür Gesellschafter geworben.

Diesen kann Groth nicht einmal eine Verzinsung wie bei einem Sparbuch garantieren. „Wir haben die letzten beiden Anlagen gebaut, obwohl sie nichts zur Verzinsung beitragen“, sagt er. „Ansonsten sitzen wir im Sonnenloch der Republik.“ Groths Impuls stammt aus den Zeiten der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Die Firma zu betreiben sei ein „reines Spaßprojekt“, sagt er.

Trotzdem boomt das Geschäft mit der Photovoltaik. „Durch die verbesserte Einspeisevergütung fäng es an, sich für die Leute zu rechnen“, sagt Georg Scholz von Ad Fontes Solartechnik. Je größer die Anlage, desto besser: Das Verhältnis zwischen Aufwand und installierter Leistung wird günstiger. Überdies lohnt es sich mit wachsender Größe, die Leistung durch aufwendigere Regeltechnik zu optimieren. Eine Gemeinschaftsanlage habe Ad Fontes zwar noch nicht gebaut, die Firma spiele jedoch mit dem Gedanken, Partner für ein solches Projekt zu gewinnen.

Bielkin dagegen ist inzwischen von Solaranlagen abgekommen. „Eine Solarzelle bringt bei gleicher Investition nur ein Fünftel der Entlastung eines Blockheizkraftwerks“, gibt er zu bedenken. Wer zum Umweltschutz beitragen wolle, der solle sich daher an so einem Mini-Kraftwerk beteiligen, das Strom und Wärme zugleich produziert. Solarmodule versteht Bielkin als Lösung für kleine Einheiten. „Ein- bis Zwei-Familienhäuser – da sind Solaranlagen die Technik, die passt“, findet er.