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die franzosen über haiti

Libération aus Paris kommentiert: Das Ziel einer Intervention kann es nicht sein, einfach die Aufständischen an die Macht zu lassen. Bekannt ist, dass es unter ihnen zahlreiche unkontrollierte und zweifellos unkontrollierbare Elemente gibt, die im Übrigen ein Minimum an bewaffneter Abschreckung notwendig machen. Bleibt als einziges übrig, auf die politische Opposition zu Präsident Aristide zu setzen, die es gibt, auch wenn ihre friedlichen Proteste weniger telegen sind als der Vormarsch bewaffneter Rebellen. Das ist die letzte Rettung für Haiti, selbst wenn sie nur zerbrechlich sein sollte und ein solcher Weg noch nie eine Rolle in der Geschichte des Landes spielen konnte.

L’Humanité meint: Frankreich hat am Mittwoch den Abgang von Haitis Präsident Aristide gefordert. Gerade noch rechtzeitig. Die Regierung in Paris hat eine internationale Truppe aus Polizisten und Gendarmen vorgeschlagen, die die Sicherheit auf der Insel wiederherstellen soll. Das ist notwendig. Aber es ist zu wenig. Viel zu wenig. Wenn Frankreich wieder mal mit den USA in aller Eile eine Lösung zusammenbastelt, wenn wieder mal nur ein politisches Gerüst errichtet wird, dann wird Haiti in einigen Jahren eine neue Katastrophe erleben. Was dieses Land ins Unglück stürzt, ist das erdrückende Erbe der Gewalt, das der Kolonialismus hinterlassen hat.

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