willst du bombe?
: Original und Imitation

Türkischdeutsch ist in

Türkische und arabische Gangs gelten als gewaltbereit – manche deutschen Mittelschichtskinder imitieren jedoch inzwischen in Ansätzen deren Sprache. „Willst du Bombe?“, fragt der Neunjährige seine Eltern aus dem linksakademischen Milieu und hält ihnen scherzhaft die Faust vor die Nase: „Ich schlag dich Krankenhaus!“ Ein bisschen Kanaksprak ist in, spätestens seit Erkan und Stefan mit ihren voll fetten Sprüchen das Kinopublikum erheitern und Kaya Yanar auf Sat.1 fragt: „Was geht oder geht nix?“

Die Sprachmuster mancher Immigrantenkids, die sich um den Unterschied zwischen Indikativ und Imperativ nicht kümmern und Artikel und Präpositionen weglassen, sind reizvoll – für deutsche Mittelschichtkids, die in der Praxis natürlich perfekt Deutsch können und im Unterschied zu den Immigrantenkindern niemals berufliche Nachteile wegen mangelhafter Sprachkenntnisse erleben werden.

Die Imitation gilt auch der Kleidung randständiger Bevölkerungsgruppen. Der „Jailing“-Stil beispielsweise stammt aus den USA. Dort imitierten weiße Teenager die Kleidung von schwarzen Untersuchungshäftlingen. Gürtel und Schnürsenkel werden diesen Häftlingen aus Sicherheitsgründen weggenommen, was dazu führt, dass die weiten Hosen abrutschen, so dass der nackte Bauch und ein bisschen von den Unterhosen zu sehen ist. Der Look gilt in Deutschland sowohl in der Immigrantenkultur als auch bei deutschen Teenagern immer noch als cool.

Mit den Rollen spielen zu können, das ist der Witz. Sagt ein Deutschberliner zu einem Türkischberliner: „Ich geh nach Aldi.“ Korrigiert der Türke: „Zu Aldi“. Der Berliner: „Quatsch, Aldi hat doch noch nicht geschlossen!“ BD