Ein Plan, der alle glücklich macht

Zeichenprofessor Klaus Waschk legt Skizze für den Finkenau-Campus vor. Selbst die Architektur hätte dort Platz. Kritik an Ansiedlung der privaten Miami Ad School. Forderung: Staatliche Studienplätze müssen erhalten bleiben

von KAIJA KUTTER

Man könne die ehemalige Frauenklinik Finkenau „gleich zwölf mal belegen“, hatte Wissenschaftssenator Jörg Dräger mal im Scherz gesagt. An der Frage, wer in den 12.000 Quadratmeter großen Schuhmacherbau vis à vis der Hochschule für bildende Künste HfbK einzieht, scheiden sich derzeit die Hochschulgeister. Die Architektenkammer sähe dort gern Hamburgs neue Bauakademie. Die Hamburg Media School, die dort einziehen darf, hätte gern Medieninstitute als Nachbarn. Und die Dohnanyi-Strukturkommission empfiehlt, dass dort der Fachbereich Gestaltung der HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaft) mit der Kunst fusioniert.

Der Dekan dieses Fachbereichs, Klaus Waschk, hat nun einen Plan entworfen, der fast alle glücklich machen könnte. Der Zeichenprofessor hat von der Behörde die Formel für den studentischen Platzbedarf übernommen und alles durchgerechnet. „Das Herzstück wäre die Kunst“, sagt Waschk. Unter dem Dach einer „Universität der Bildenden Künste“ wäre eine Bauakademie, eine Kunstakademie und eine Medien- und Design-Akademie in fußläufiger Entfernung untergebracht. Neben der Finkenau und dem HfbK-Haupthaus am Lerchenfeld stünde noch eine HfbK-Dependance an der Averhoffstraße und der Hauptsitz seines Fachbereichs, die Armgartstraße, zur Verfügung. Waschk würde nun den Finkenau-Westflügel mit den Architekten belegen und die Bauingenieure in der 600 Meter entfernten Averhoffstraße unterbringen. Im Finkenau-Ostflügel würde er Fächer mit Medienbezug ansiedeln. Dazu zählt er seine HAW-Studiengänge Illustration und Kommunikationsdesign, die HAW-Medientechnik und die Visuelle Kommunikation der HfbK. Die Freie Kunst, die Designer und die Kunsterzieher würde er im Lerchenfeld belassen. Seine Studiengänge Mode- und Textildesign würde er mit den Kostüm- und Bühnenbildnern der HfbK an der Armgartstraße vereinen.

„Der Plan holt die Architekten in die Stadt und rettet die Armgartstraße“, sagt Waschk, der seine Idee dieser Tage auch dem Senator vorstellen will. Bislang war geplant, die Armgartstraße zu verkaufen, um den Finkenaukauf zu refinanzieren. Stattdessen könne Dräger nun den Architektur-Standort in der City-Nord veräußern oder ein Gebäude an der Saarlandstraße, wenn man die Gebäude-Rochade fortsetzte.

Bemerkenswert ist, dass der Fachbereich Gestaltung zu einer Fusion mit der Kunsthochschule bereit ist. „Wir werden an der HfbK besser verstanden“, sagt Waschk. Bedingung einer Fusion wäre jedoch, dass es nicht die von der Dohnanyi-Kommission für den Bereich „Kunst“ diktierte Halbierung der Anfängerplätze gebe. „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Waschk, der Dräger davon überzeugen will, dass die von der Werbung, Verlagen und Kinderbuchindustrie hoch geschätzten Absolventen des Illustrations- und Kommunikationsdesigns dem Bereich „Medien“ zuzuordnen sind, der als Entwicklungsschwerpunkt gilt.

Waschks Planspiel ginge freilich auch nur auf, wenn Media-School-Chef Jan Henne de Dijn sich mit dem Mitteltrakt begnügte. Gar nicht so erfreut ist Waschk deshalb über die kürzlich verkündete Ansiedlung der privaten „Miami Ad School“, die an der Finkenau in zweijährigen Kursen für 8000 Euro Gebühr pro Jahr junge Menschen für die Werbung ausbildet. „Ich arbeite gerne mit der Media School, aber die Miami Ad School braucht man dort nicht“, sagt der Professor. Sie sei ein „Durchlauferhitzer für den schnellen Verbrauch“, die Sponsoren binde, Ressourcen verbrauche und Studienplätze aufbaue, die an staatlichen Hochschulen fehlen werden.