Erinnerungs-Hilfe
: U-Boot-Bunker Valentin im weltweiten Interesse

Neu im Trend: Zufallsbesucher

Manchmal macht die Geschichte eigentümliche Schlenker. Solch ein Schlenker streift jetzt den ehemaligen U-Boot-Bunker Valentin der Nazis, bei dessen Bau sich unzählige Sklavenarbeiter ums Leben schuften mussten. Nachdem der massive Bau am Weserufer jahrzehntelang vernachlässigt wurde, gerät er nun doch in den Focus der Erinnerungsarbeiter. Je 80.000 Euro stellen der Bund und die Landeszentrale für politische Bildung jetzt zur Verfügung, damit an Ort und Stelle über die Geschichte des Bunkers aufgeklärt wird. Damit Bremer SchülerInnen anhand besserer Materialien aus der Vergangenheit lernen können. Und damit Menschen weltweit von Militarisierung und Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Bremen erfahren – weltweit per Internet.

„Bremen hat noch nie Mittel für Gedenkstättenförderung beantragt“, sagt der Leiter der Landeszentrale, Herbert Wulfekuhl. Doch der Zeitpunkt sei nun richtig gewählt – da die Historikerin Inge Marßolek an der Bremer Universität begleitend forsche. Auch habe die erfolgreiche Inszenierung von Hans Kresniks „Die letzten Tage der Menschheit“ im Bunker selbst dem Thema einen Schub verpasst. Hilfreich sei auch das veränderte Verhalten der Marine: Die Besitzerin der historischen Anlage öffne den Bunker seit wenigen Jahren deutlich bereitwilliger.

Rund 5.000 Personen jährlich besuchen derzeit den Schreckensort – für den sich in Bremen lange niemand recht interessierte. „Erst in den späten 80er-Jahren keimte Interesse auf“, erinnert sich Wulfekuhl an den Verdienst von Ex-Bürgermeister Hans Koschnick, vom Bürgerhaus Vegesack, von BesucherInnen des Freundeskreises Neuengamme und von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, die die oft beschwerliche Reise ans Weserufer und in die eigene Vergangenheit antraten – auch, um hier über ihre schrecklichen Erfahrungen zu berichten. Darüber seien Videodokumente erhalten, die nun der Öffentlichkeit leichter zugänglich werden sollen.

Der leichtere Zugang zur Geschichte – auch darum geht es der Landeszentrale mit ihrem Aufklärungsprojekt. „Wir registrieren in der Erinnerungsarbeit neue Tendenzen“, sagt Wulfekuhl. Die Bildungsreise schuldbewusster Deutscher an belastete Orte der Nazi-Barbarei werde seltener. An ihre Stelle treten Sonntagsausflügler, Urlaubsreisende und Zufallsbesucher, die kurzgefasste Information erwarteten – und künftig auch bekommen sollen.

Dass die historische Kost leicht wird, ist dennoch nicht zu erwarten. Denn die verstärkte Kooperation mit den niedersächsischen Umlandgemeinden wird den Bunker als nur einen Stein im Mosaik der Nazi-Kriegsmaschinerie kenntlich machen. Als einen Ort, an dem über 12.000 verschleppte Sklavenarbeiter arbeiteten – für die jederzeit Nachschub aus den vielen Konzentrationslagern im Umland kam. Aus dem nahegelegenen Neuenkirchen beispielsweise, wo die Marine ehemalige Zwangsarbeiterbaracken bis vor kurzem noch nutzte. ede

Noch bis zum 30. Mai informiert die Ausstellung „Ein KZ wird geräumt“ in der Unteren Rathaushalle über Zwangsarbeit und KZs in Bremen und Umgebung.