piwik no script img

Rockbands hatten es hier nie einfach

betr.: „Kölner Indie-Rocker gehen Hand in Hand“, taz vom 14.1.04

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen und freue mich, dass jemand die Misere in dieser Stadt mal aufs Papier bringt. Für meinen Geschmack könnte die Kritik noch umfassender und schärfer ausgelegt sein. Ich selber gehöre der elektronischen Musikszene an und betreibe mit zwei weiteren Kollegen das Label Salz und die dazugehörigen Combos Salz und KlysTron. Beides Acts, die schon das ein oder andere mal auf den von Ihnen angesprochenen „Sound of Cologne“-Samplern zu hören waren. Nichts desto trotz schließe ich mich Ihrer Kritik an.

Zum einen muss ich allerdings darauf hinweisen, dass die Beschneidung und Unterdrückung von Talenten und Indipendent-Bands gerade im Rock-Bereich in dieser Stadt eine traurige Tradition hat. Ich habe keine Ahnung, ob das an der übergewaltigen EMI gelegen hat, an dem verfluchten kölschen Klüngel oder ob mafiöse Kräfte hier am Werke sind. Tatsache ist, dass es Rock-Bands in der Domstadt niemals einfach hatten, ganz im Gegenteil. Soviel nur zu der von Ihnen angesprochenen Flaute in den frühen 80ern, sogar 70ern. Ein Zustand, dem die Resignation der 90er folgte. Wir hatten unser Studio Ende der 90er in einem großen Proberaum-Komplex, dem Soundhaus. Dort trafen wir viele Rockmusiker, allerdings die allerwenigsten hatten eigene, neue Songs. Ein Manko, das noch erschwerend zu der brachliegenden Rocklandschaft dieser Stadt hinzukommt. Coverbands gibt es genug – was wir brauchen, sind innovative Musiker!! Aber wie wollen die das in dieser Stadt denn bloß kommunizieren?

Es ist auch kein Wunder zu Resignieren anhand der harten Bestimmungen der Stadt Köln, wenn es um Festivals oder einfache Partys geht, ganz zu Schweigen von Live-Konzerten. Selbst so etwas traditionelles wie ein Tanztee mit einer Art Wiener Kaffeehaus Live-Band ist mit den bürokratischen und polizeilichen Strukturen dieser Stadt nicht zu machen!!! Hier werden für richtig viel Geld Lizenzen – wie z.B. Clublizenzen oder Lizenz zum Aufführen eines Tanztees mit Live-Musik(!!) – eingefordert, deren Höhe jeder Beschreibung spottet. Zumal ja solche Veranstaltungen gerade mal im Aufbau und noch nicht beim Publikum gefestigt sind. (...) Jedenfalls ist es unglaublich schwer, ohne Partner ganz alleine auf sich gestellt, etwas auf die Beine zu bringen. Ich hoffe, dass das von Ihnen angesprochene Beispiel Schule macht und viele fruchtbare Kooperationen hervorbringt. (...) Es wird Zeit, dass die Rock-Musik wieder rebellischer wird! (...) AXEL ERBSTÖSSER, Köln

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen