Bauermann verpasst Alba Energieschub

Die Berliner Basketballer zeigen sich von der Pokalpleite gegen Frankfurt einigermaßen erholt, besiegen den deutschen Vizemeister aus Bamberg mit 83:71 und unterstreichen damit die eigenen Titelambitionen

BERLIN taz ■ Und nun alle Bundesligisten im Chor: Alba Berlin ist eine der besten deutschen Basketballmannschaften, und es ist gut möglich, dass sie zum achten Mal in Folge deutscher Meister wird. Auch wenn es nicht unbedingt eine grandiose Vorstellung war, welche die Berliner gestern beim 83:71-Sieg gegen GHP Bamberg boten, so reichte sie doch völlig, um die 7.005 Zuschauer zu versöhnen und zu beweisen, dass die herbe Pokalniederlage gegen Frankfurt letzten Donnerstag kein Zeichen des unaufhaltsamen Verfalls eines ehemaligen Spitzenteams war, sondern eher ein Ausrutscher. Das kommt vor im Basketball und ist zu verschmerzen, solange die Substanz der Mannschaft in Ordnung ist und der viel beschworene Charakter vorhanden.

Den hatte Trainer Emir Mutapcic im peinlichen Match gegen die Frankfurter bitterlich vermisst, gestern gegen den Vizemeister war er plötzlich wieder da. Dabei sah es zu Beginn so aus, als würden die Gastgeber nahtlos an ihre lethargische Darbietung aus dem Pokal anknüpfen. Die Würfe gingen daneben, die Rebounds an die Bamberger, und im Handumdrehen war der Rückstand schon wieder zweistellig. Doch dann, im zweiten Viertel, flackerte plötzlich Kampfgeist auf, nicht zuletzt angeregt durch den Bamberger Coach Dirk Bauermann, der beim Stand von 19:32 sein in Berlin obligatorisches technisches Foul wegen Meckerns erhielt und den Alba-Spielern sowie dem Publikum damit einen Energieschub verabreichte. Fortan war es ein Spitzenspiel – nicht schön, aber mit Haken und Ösen, intensiver Defense, viel Energie und schlechten Verlierern, die sich am Ende in Handgreiflichkeiten ergingen. Statt mit gellenden Pfiffen wie drei Tage zuvor wurde das Heimteam diesmal mit Applaus in die Halbzeit (35:40) und nach der Schlusssirene mit Ovationen verabschiedet.

Aber ganz ohne Folgen bleiben Spiele wie das Pokaldesaster gegen die Skyliners oder der Europaliga-Auftritt gegen Wroclaw natürlich nicht. Man kann Alba auch in deren Halle genüsslich auseinander nehmen, lautete die Botschaft, niemand muss mehr mit der einzigen Absicht nach Berlin fahren, bloß nicht unterzugehen. Einige Jahre absoluter Dominanz, als die mit den besten deutschen Spielern und europäischen Stars wie Obradovic, Karassew oder Alexis gespickte Mannschaft der nationalen Konkurrenz so haushoch überlegen war, dass sie kaum jemals verlor, schon gar nicht zu Hause, haben die Berliner Fans in dieser Hinsicht verwöhnt. Schon die letzten Spielzeiten zeigten jedoch, dass die Ära der absoluten Suprematie vorbei ist. Um am Ende die Saison doch wieder als Champion beenden zu können, ist somit vor allem eine Fähigkeit gefragt, die bereits in den Play-offs der letzten Saison den Ausschlag gab: Fehlschläge wegstecken, Charakter zeigen, das nächste Match gewinnen. So wie gestern gegen Bamberg. MATTI LIESKE