Doch Weihnachtsgeld bei AWO

Der „Verein für soziale Arbeit“ Arbeiterwohlfahrt stand kurz vor der Pleite – nun soll saniert werden. Der Betriebsrat fordert mehr Transparenz – sonst will er sich an der Sanierung nicht beteiligen

VON KLAUS WOLSCHNER

Die rund 1.500 MitarbeiterInnen der Arbeiterwohlfahrt Bremen (AWO) hatten in diesen Tagen eine gute Nachricht auf dem Konto: Die AWO hat das volle Weihnachtsgeld überwiesen. Das hörte sich vor vier Wochen noch anders an: Da gab es Post von der Geschäftsleitung mit der Nachricht, das Weihnachtsgeld drastisch werde gekürzt.

Da es darüber einen Tarifvertrag gibt, kann der Arbeitgeber dieses „Verbandes für soziale Arbeit“, wie es im Briefkopf steht, nicht vereinbarte Leistungen schlicht streichen, protestierte der Betriebsrat und schaltete einen Anwalt ein. Die Geschäftsführung gab schließlich nach.

„Wir haben es gut gemeint“, rechtfertigt Geschäftsführer Burkhard Schiller die Kürzung. Da die Idee in der Belegschaft aber nicht so gut ankam, soll der Sparbeitrag nun in den beiden nächsten Jahren erbracht werden – dann werde es keinen Cent Weihnachts- oder Urlaubsgeld geben. So steht es in dem Sanierungskonzept der AWO – „und das steht wie ein Fels in der Brandung“. Man habe die Kürzung nur auf drei Jahre verteilen wollen. Den Bruch eines Tarifvertrages sieht Schiller in der angekündigten Maßnahme nicht – seit Jahren habe die AWO Bremen nur einen gekündigten Tarifvertrag. Nun werde man aber die Mitbestimmung akzeptieren und mit dem Betriebsrat reden. Der seinerseits beklagt sich seit Monaten einen „Informationsboykott“ und fordert mehr Beteiligung über einen einen Wirtschaftsausschuss. Zum Beispiel stehe in dem Sanierungskonzept auch etwas von „Professionalisierung von Führung und Steuerung“ bei der AWO ohne dass Ross und Reiter genannt würden. Immerhin habe man seit dem Verzicht auf Lohnerhöhungen im Jahre 2002 insgesamt auf 14 Prozent Rückstand bei der Lohnentwicklung, hat der Betriebsrat ausgerechnet. Die Summe, auf die die die Belegschaft beim Weihnachtsgeld verzichten sollte, entspräche der Summe, die die AWO für einen zusätzlichen angeheuerten Geschäftsführer pro Jahr zahlt.

Burkhard Schiller, seit über zehn Jahren Leiter der Geschäftsführung, sieht das natürlich anders. Die Finanzprobleme der AWO gehen, erklärt er, auf Immobilien-Verträge zurück die der 1999 entlassene Geschäftsführer Hans Taake zu Ungunsten der AWO abgeschlossen hat. Der hatte privat über Provisionen daran verdient. Aus den langfristigen Verträgen komme man nicht heraus, sagt Schiller, die Lage sei inzwischen aber mehr als ernst, und daher hätten die Hausbanken ein Einsehen und wollten sich an der Sanierung beteiligen. Im Auftrage der Banken sitzt der „Sanierungsbeauftragte“ Robert Breuer als Kontrolleur in der Geschäftsleitung. Schiller ist optimistisch: „In zwei Jahren sind wir eine gesunde AWO“, sagt er.

Ende dieses Jahres schon will sich die AWO von einer Immobilie in der Marcusallee 2 trennen, die sie aus den Mieterträgen nicht bewirtschaften kann. Weil die AWO die Gebäude nicht ordnungsgemäß instand gehalten hat, stünde Bremen ein „Heimfallrecht“ nach dem Erbbauvertrag zu – das würde die AWO aber möglicherweise in die Insolvent treiben, hatte das Finanzressort schon 2005 festgestellt und einer Regelung zugestimmt, nach der die AWO 1,2 Millionen Euro aus dem Verkaufspreis zur Tilgung ihrer Hypotheken verwenden kann. Nur auf der anderen Hälfte des erhofften Kaufpreises wollte Bremen bestehen. Ende 2008 soll die Immobilie nun in die Hände des Haven-Höövt-Investors Albrecht übergehen.