Am Nullpunkt

Die ersten Personal Service Agenturen aus dem Hartz-Konzept nehmen in Hamburg ihre Arbeit auf

Heftig umstritten sind sie und seit langem diskutiert, das gibt selbst das Arbeitsamt in seiner offiziellen Pressemitteilung zu: Die so genannten Personal Service Agenturen PSA – von der Hartz-Kommission ausgebrütete private Arbeitsvermittlungen, zumeist aus der Zeitarbeitsbranche, die den Arbeitsämtern Erwerbslose abnehmen und gegen eine Prämie versuchen sollen, sie innerhalb von neun Monaten in Lohn und Brot zu bringen. Gestern starteten die ersten der PSA in Hamburg – an den großen Wurf mag aber Arbeitsamtschef Rolf Steil selbst nicht so recht glauben: „Das ist Versuch und Irrtum. Wir stehen hier selbst am Punkt null.“

Bei der Vorstellung des Hartz-Berichtes war noch davon gesprochen worden, PSA könne 700.000 bis 800.000 Arbeitslosen bundesweit zu Stellen verhelfen. Steil nannte diese Zahlen gestern „abenteuerlich“ und setzt bescheidenere Ziele dagegen: 1500 Menschen könne man in diesem Jahr vielleicht in Hamburg vermitteln, schätzt er und räumt gleich ein, die Startbedingungen seien „ja nicht einfach“.

PSA soll so funktionieren: Das Arbeitsamt gibt die Vermittlung von Erwerbslosen an Zeitarbeitsfirmen ab. Die Firmen bekommen dafür eine Fallpauschale und eine Vermittlungsprämie, die jedoch immer geringer wird, je länger der Arbeitslose keinen neuen Job gefunden hat. Die Zeitarbeitsfirma vermittelt den Arbeitslosen an Unternehmen, die ihren potenziellen neuen Mitarbeiter somit für sie kostengünstig testen können. Entweder übernehmen sie ihn dann, oder er wird zur Zeitarbeitsfirma zurückgeschickt.

Sozialpolitiker und Gewerkschaften haben PSA im Vorfeld als „Menschenmarkt“ kritisiert, und tatsächlich haben die Vermittler Spielraum, Arbeitslose, die bei ihnen untergekommen sind, wieder loszuwerden, falls sie keinen Vermittlungserfolg versprechen.

In anderen Arbeitsämtern der Republik weht der Wind in sachen PSA allerdings noch rauher. In Hamburg haben Arbeitslose zumindest das Recht, die Einstellung bei einer PSA abzulehnen. Steil deutet lediglich an, dass „sich die Aufmerksamkeit des Arbeitsamtes gegenüber denen, die das Angebot ablehnen, verstärken wird“.

Finanzielle Repressalien gibt es aber nicht. In anderen Bundesländern wird Erwerbslosen gleich die Unterstützung gestrichen, wenn sie nicht bereit sind, sich auf das Experiment PSA einzulassen. peter ahrens