„NRW-Regierung treibt uns zu Schwarz-Gelb“

Trotz des Hamburger Wahl-Desasters setzt FDP-Fraktionschef Ingo Wolf bei der Landtagswahl auf die CDU

taz: Die FDP hat in Hamburg weniger Stimmen bekommen als die abgewrackte Schill-Partei. Würden sie jetzt auch gerne nach Südamerika auswandern?Ingo Wolf: Weiß Gott nicht. Ich bin froh, dass Schill die Koffer packt, aber ich warne jetzt davor, das Ergebnis auf andere Wahlen zu projizieren. Hamburg war ein Sonderereignis, dort hat es einen reinen Personenwahlkampf gegeben, es ging nicht um Themen.Den Grünen hat das aber nicht geschadet – ihre einstige Konkurrenz hat vier Mal so viele WählerInnen überzeugt wie die FDP.Die Grünen profitieren von den enttäuschten SPD-Wählern......das hätte die FDP ja auch gekonnt?Nein, da liegt nicht unser Potenzial.Was haben die Liberalen in Nordrhein-Westfalen aus Hamburg gelernt?Hamburg hat mit Nordrhein-Westfalen gar nichts zu tun. Hier ist ein Flächenstaat mit gemischten Stadt- und Land-Räumen. Wir wollen unseren guten Trend mit Umfrageergebnissen bei acht Prozent fortsetzen.Laut einer Infratest-Dimap Umfrage liegt die FDP in NRW zwischen sieben und acht Prozent, bei der letzten Landtagswahl waren es noch zehn Prozent.Bis zur Kommunalwahl im September werden wir noch unsere Themen setzen können. Seit den letzten Wahlen sind wir selbst in den Ruhrgebietsstädten, wo wir früher geringe Chancen hatten, gut verankert. Wir werden in jeder Stadt einen eigenen Wahlkampf machen. Unsere Themen liegen auf der Hand: Bildung, Mobilität, die Abschaffung der Steinkohlesubventionen, die Finanzen der Städte. Wir sind da als einzige Partei glasklar und fordern die Abschaffung der Gewerbesteuer.Sind sie auch bei der Koalitionsaussage so glasklar?Angesichts der jetzigen Regierungsperformance von Rot-Grün ist Gelb-Schwarz logisch. Rot-Grün schwört sich ewige Freundschaft, die gesamte Regierung stellt sich zur Wahl. Das treibt uns natürlich eher zur CDU. Eine feste Aussage kann es – wenn überhaupt – aber erst im nächsten Jahr, direkt vor der Wahl geben, das ist jetzt wenig hilfreich. Und bei den Kommunalwahlen sieht es natürlich in jeder Stadt anders aus. Dort wo die CDU die absolute Mehrheit hat, wollen wir sie natürlich auch aufbrechen.Aber selbst die CDU liebäugelt mit den Grünen.Die flirten schon einmal, um sich auch abzusichern. Schließlich ist es nach dem Düsseldorfer Signal ja fast zu rot-gelb in NRW gekommen. INTERVIEW: ANNIKA JOERES