Kopfstoß in die falsche Richtung

Der VfL Bochum trennt sich von Sunday Oliseh. Der Spieler hatte nach der Partie gegen Hansa Rostock seinem Teamkollegen Vahid Hashemian das Nasenbein gebrochen. Die Streitursache ist unklar

VON HOLGER PAULER

Der VfL Bochum hat sich gestern von seinem Spieler Sunday Oliseh getrennt. Der Mittelfeldspieler hatte nach dem Heimspiel gegen Hansa Rostock seinem Mitspieler Vahid Hashemian mit einem Kopfstoß das Nasenbein gebrochen. Die Suspendierung sei endgültig, sagte eine Sprecherin des VfL. Spielerrat und Vorstand hatten sich nach mehrstündigen Beratungen zu diesem Schritt entschieden. „Es ist unfassbar. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas passiert“, sagte Trainer Peter Neururer.

Bereits in der Halbzeitpause des Spiels war es zwischen den Spielern zu einem handgreiflichen Streit gekommen, der von Torhüter Rein van Duijnhoven geschlichtet werden musste. Neururer bat Oliseh und Hashemian nach dem Spiel zu einer Aussprache in der Kabine. Dabei sei der Streit eskaliert. Angeblich habe Hashemian Oliseh persönlich beleidigt und sich abfällig über seine Heimat geäußert. Um der „Fürsorgepflicht als Arbeitgeber“ nachzukommen, wollte der Verein gestern keine Einzelheiten zum Vorgang nennen. Auch Hashemian mochte den Zwischenfall nicht kommentieren: „Das ist Sache des Vereins.“ Eine Anzeige wolle er aber nicht stellen. Sunday Oliseh habe sich mehrmals telefonisch entschuldigt. „Die Sache ist für mich erledigt“, sagt Hashemian.

Sportlich ist der Verlust Olisehs eine Katastrophe. Im Spiel des VfL Bochum bildete der Nigerianer gemeinsam mit Thomas Zdebel eine der besten defensiven Mittelfeldachsen der Liga – und wahrscheinlich die beste der Vereinsgeschichte. „Unsere Einigkeit wird durch den Vorfall nicht aus den Fugen geraten, wir geben unsere sportlichen Ziele nicht auf“, sagte der Aufsichtrats-Vorsitzende Werner Altegoer. „Wir sind zwar mit Oliseh, aber nicht nur wegen ihm derzeit so erfolgreich“, glaubt auch Peter Neururer. Die von Oliseh selbst so genannte „positive Arroganz“ wird den Bochumern dennoch fehlen. Vor drei Wochen sagte er in der Süddeutschen Zeitung: „Es ist gut, wenn wir nett zueinander sind, aber nicht zu nett, also geh ich manchmal im Training richtig hart in den Zweikampf.“ Der letzte Zweikampf war überflüssig. Es wird schwer für den VfL Bochum einen adäquaten Ersatz zu finden – nicht nur in der laufenden Saison.

Andererseits musste der VfL Bochum damit rechnen, den Mittelfeldspieler am Ende der Saison zu verlieren. Oliseh war nur bis zum 30. Juni des laufenden Jahres vom Revier-Nachbar Borussia Dortmund ausgeliehen. Der BVB zahlte auch weiterhin 60 Prozent des auf 1,8 Millionen Euro geschätzten Gehalts. Eine Verlängerung des Ausleihgeschäfts schien unwahrscheinlich, da die Bochumer das Geld für eine Weiterverpflichtung nicht aufbringen konnten und der hochverschuldete BVB sich seinerseits Erlöse aus einem Oliseh-Verkauf erhoffte.

„Im Moment wissen wir noch nicht, wie wir mit der Sache umgehen“, sagt BVB-Pressesprecher Josef Schneck, die Vertragsangelegenheiten lägen bis Juni in Bochum. An eine Rückkehr ins BVB-Dress ist jedenfalls wohl nicht zu denken, da Sunday Oliseh im letzten Jahr versicherte, nie mehr für Borussia Dortmund spielen zu wollen, so lange Matthias Sammer dort Trainer sei. Ob Oliseh überhaupt jemals wieder auf den Rasen der Bundesliga zurückkommen wird, ist seit Samstag sehr fraglich geworden.