Kommentar
: Die Bezirke bleiben bunt

Die Ergebnisse der Wahlen für die Bezirksversammlungen deuten darauf hin, dass die CDU doch nicht so sehr „moderne Großstadtpartei“ ist, wie ihr Spitzenmann Ole von Beust glauben machen möchte. Obwohl die Lager nicht weit auseinander liegen, ergibt sich doch ein überraschend klares Bild: In den Stadtteilen, die am stärksten großstädtisch geprägt sind, wird es rot-grüne Koalitionen geben oder stehen die Chancen hierfür zumindest gut.

Es ist nicht überraschend: Entpollern, Verdichten und Beschleunigen kommt dort nicht an, wo die Menschen schon auf dichtem Raum wohnen und der Stress Familien aufs Land treibt. Auch die Angst vor hohen Mieten, vor Verdrängung aus dem lieb gewordenen Wohnquartier dürfte hier größer sein als in Bezirken mit Gartenstädten oder gar dörflichen Siedlungen. In der Innenstadt lebt zudem ein wichtiger Teil der Klientele der GAL: junge Leute mit Abitur.

Die politischen Lager haben sich bei den Wahlen zu den Bezirksparlamenten zum Teil als sehr stabil erwiesen: In Eimsbüttel, Nord, Wandsbek und Bergedorf sind die Sitze nur innerhalb der Lager getauscht worden. Diejenigen, die die SPD abgab, gewann die GAL. Die Plätze, die Schill und FDP räumen mussten, besetzt jetzt die CDU. Auch in den anderen Bezirken geht die Verschiebung nur wenig über die Grenzen der Lager hinaus. In Bergedorf, wo das rechte Lager bisher gut mit dem SPD-Bezirksamtsleiter Christoph Krupp gelebt hat, dürfte interessant werden, wie weit die triumphierende Landes-CDU ihren Machtanspruch in die Bezirke trägt.

Immerhin bleibt Hamburg aufgrund der Unterschiedlichkeit seiner Stadtteile eine durchgehende Herrschaft der CDU erspart. Das Ergebnis kann als Plädoyer dafür gelesen werden, die lokale Ebene zu stärken, denn es zeigt, dass die verschiedenen Stadtteile unterschiedliche Bedürfnisse haben, die von der einen Partei mehr, von der anderen weniger gut erkannt und befriedigt werden. Das sollte der neue Senat vor Reformen bedenken. Gernot Knödler