nach der hamburgwahl
: Wowereit am Zug

Hat die CDU am Sonntag in Hamburg eine Wahl gewonnen? Mitnichten. Es war ihr Spitzenkandidat, es war allein Ole von Beust. Es war schon immer so: In Zeiten der Krisen und Unsicherheiten sucht das Volk die vermeintlich starke Schulter. Führungspersönlichkeiten, würde man heute sagen. Nicht Führer. Denn das macht verdächtig. Letztlich kommt es auf dasselbe raus.

KOMMENTAR VON THORSTEN DENKLER

Weil das so ist, hat Klaus Wowereit 2001 die Wahl gewonnen, nicht die SPD. Er hat Führung versprochen. Aber nicht gehalten. Darum wird die Berlinwahl 2006 schwierig für Wowereit.

Gewinnen kann nur, wer Führungsstärke zeigt. Keine Frage: Noch hat Wowereit die besten Chancen für einen Sieg. In der Berliner CDU ist weit und breit kein geeigneter Gegenkandidat zu entdecken, der Wowereit-Format hätte. Aber zur Not wird jemand von außen kommen. Nach dem grandios gescheiterten Frank Steffel werden die Spree-Demokraten mit dem großen C kein zweites Mal ihren Machtanspruch einer selbstzerstörerischen Eigenständigkeit opfern.

Erfolg oder Niederlage wird sich am Kandidaten entscheiden. Schon allein weil weder CDU noch SPD derzeit starke und damit wählbare Parteien sind. Wowereit hätte jetzt mehr als eine Chance, seine Ausgangsposition dramatisch zu verbessern: Strieder feuern, Tempodrom verkaufen, Studiengebühren einführen, Partei auf Vordermann bringen und sich die Richtlinienkompetenz sichern. Vor allem aber: personelle Erneuerung. Auch im Senat. Wowereit regiert immer noch mit den Köpfen der großen Koalition: Strieder, Böger, Körting. Namen aus der Vergangenheit. Mit neuer Mannschaft könnte er die Grundlagen für eine Wiederwahl legen. Wenn er weiter laviert, dann verliert er. Mit Sicherheit.

Ole von Beust kann ihm da ein gutes Vorbild sein. Senator Ronald Schill hat ihm mit seiner versuchten Erpressung die Vorlage zu einem mutigen Befreiungsschlag gegeben. Die Wähler haben es gedankt. So etwas kann Berlin auch gebrauchen.