ein star zu gast beim kurt-weill-fest
: Dirty Old Bauhaus Town

Esther Ofarim konzertierte Sonntag in Dessau. Und öffnete einmal mehr die Musikschatztruhen der Welt

Eine Legende, Esther Ofarim: erste Jüdin der Nachkriegszeit, die die überlebenden Deutschen liebten, weil sie bezaubernd sang – und Schuldgefühl nicht einklagte. Mit ihrem Mann Abi: Fast ein Synonym für Musik aus den Schatztruhen der Welt. Ihre Stimme – ein schöner Klang irgendwo schwebend auf den Höhen eines Kranichs. In Dessau, der Stadt, wo das Bauhaus kanonisiert wird und der Respekt der Dessauer für diesen Stil doch fehlt, gastierte sie beim Kurt-Weill-Fest. Welch schönes Konzert: 62 Jahre alt, eine schmale Person, knapp die Gesten, perfekt unterstützt von Yoni Rechter, Michail Paweletz und Eli Degibri (Klavier, Violine und Sax), sang sie Traditionelles („Dirty Old Town“), Randy Newman („In Germany Before The War“), Weill („Speak Low“, natürlich) und mehr. Das Ereignis jedoch: Sie wechselte die Sprachen, als sei kein Spiel schöner – Englisch, Französisch, Deutsch, Hebräisch. Sich vielen verständlich zu machen, das Andere, Fremde kostbar und leicht in einem scheinen zu lassen: graziös. Zumal in einem Deutschland, in dem manche unverhohlen (an den Bahnhöfen nicht nur gestern: junge Männer mit in die Kopfhaut tätowierten NS-Symbolen) das Jüdische für ein Unglück halten. Prasselnder Beifall, Bouquets an alle Musiker. JAF