Neu zusammengeklebt

Oneida gelten in den USA als neue Hoffnung. Bei uns spielen sie noch in den kleinen, netten Clubs

Düster und nervös klingt die Musik der New Yorker Band Oneida. Da treffen elektrifizierte Störgeräusche klassischer Rockmusik auf die Gitarrensalven des Punk. Fast so, als hätte es zwischen Punk und Rock nie, niemals nur einen kleinen Funken Rivalität gegeben

Die Detroiter Rocker von MC5, britische Rocklegenden wie Deep Purple oder Hawkwind, experimentelle Krautrocker wie Neu!, aber auch der orchestral-pompöse Pop von Mercury Rev oder den Flaming Lips – all das steckt irgendwie in der Musik von Oneida. Die New Yorker Band kennt die Geschichte der Popmusik genau, schneidet das Schönste aus und klebt die Bruchstücke neu zusammen.

Ein weiteres Pop-Pastiche also, aber eines, das anders klingt als die anderen. Die Welt von Oneida ist ein undurchdringlicher Dschungel aus verzerrten, elektronischen Klängen und einem pulsierenden Rhythmus, der immer wieder durch Lärmattacken unterbrochen wird – wie etwa auf dem viertelstündigen „Opus Changes In The City“ vom neuen, bei Rough Trade erschienenen Album Secret Wars. Hier kommt alles zusammen: schmetternde Rockmusik, psychedelischer Jazz, New Yorker No Wave, ratternde musikalische Endlosschleifen.

Angefangen hat die Band erst vor ein paar Jahren als freies Musikerkollektiv in einem heruntergekommenen, leer stehenden Nachtclub, in dem einige Musiker auch gewohnt haben. Very New Yorkish. Geniale Verlierer, wie sie eine Stadt wie New York immer wieder ans Tageslicht spült. Danach nahmen Oneida einige Alben auf – an ungewöhnlichen Orten wie einer Ruine im Wald etwa oder gemeinsam mit den Liars, die ja ebenfalls aus Brooklyn stammen.

Heute gelten Oneida in den USA bereits als neue Hoffnung der Rockmusik. In Deutschland ist die Band vorerst nur in den kleinen, netten Clubs zu Gast. Mit dabei sind morgen Abend die Constantines aus Kanada, die mit ihrem Dub-Punk ein ähnliches Popfach aufmachen.

Marc Peschke

Heute, 21 Uhr, Molotow