In die Zukunft investieren

Um in Görlitz zur Schule zu gehen, ist Martyna Rogulska, 17, von Breslau zu ihrer Großmutter gezogen

Siebzehn Jahre ist Martyna Rogulska alt, aber sie hat sich bereits entschieden, in die Zukunft zu investieren. Das war vor einem Jahr. Damals hatte ihre Mutter in der Zeitung einen Artikel über die Europaschule Görlitz gelesen. Hat ihr gesagt, dass die deutsche Schule auch polnische Schüler aufnimmt, in die 7. und die 10. Klasse. Danach ging alles ganz schnell. Martyna bestand die Prüfungen und lernt jetzt in der 10. Klasse des Görlitzer Gymnasiums.

Einfach ist das nicht, denn Martyna (Vater: Techniker, Mutter: Lehrerin) kommt aus Breslau. In Zgorzelec lebt sie bei ihrer Oma, ihre Zwillingsschwester und ihre Bekannten sind in Breslau geblieben. Sie besucht die Familie nur während der Ferien und Feiertage, die Fahrkarten sind einfach zu teuer.

Hat sich Martyna in Zgorzelec inzwischen eingelebt? Es ist schwierig, neue Freunde zu finden, besonders unter den Deutschen, sagt sie. „Die sind zwar nett, aber eher passiv. Sie sprechen uns kaum an und machen nichts, damit wir uns ein bisschen mehr wie zu Hause fühlen. Deswegen halten wir unter uns Polen zusammen.“

Aber das größere Problem liegt woanders. Es ist die Sprache. „Ich muss für die Prüfungen alles auswendig lernen, weil ich den Wortschatz nicht kenne“, sagt Martyna. Sie bedauert auch, dass das Bildungsniveau in ihrer Schule ein bisschen niedriger als in den Breslauer Lyzeen ist. „Hier reicht es, vom Heft zu lernen, in Polen muss man auch viele Bücher lesen.“ Außerdem habe sie wenige Möglichkeiten, ihre Hobbys zu entwickeln, vor allem in Richtung Grafik und Kunst.

Martyna ist aber geduldig und optimistisch. Alles sollte mit der Zeit kommen. Sie ist schon entschlossen, die deutsche Oberschule abzuschließen und dann in Deutschland zu studieren, wenn es ginge.

Sie hofft, dass es nach der Erweiterung der Europäischen Union einfacher wird.