Elite-Contest wird kompliziert

Rektorenpräsident Gaehtgens: Der Bund muss Elite-Unis in Abstimmung mit den Ländern fördern. Aber die Bundesländer dürfen kein Roll-back des Staates veranstalten

Morgen wollen die Kultusminister der Länder ein Gegenmodell zum Elite-Wettbewerb des Bundes vorstellen. Schon jetzt zeigt sich, dass die Lage komplizierter ist, als es sich der Kanzler vorstellt. Der Plan der rot-grünen Bundesregierung, einen Sack voll Geld auf den Tisch zu stellen, um ihn direkt unter vermeintlichen Spitzenunis aufzuteilen, scheint nicht machbar. „Es macht keinen Sinn, das ohne die Länder voranzutreiben“, sagte der Chef der Rektorenkonferenz, Peter Gaehtgens, der taz.

Wie berichtet, gibt es wegen der Elite-Unis föderalen Streit um die Einmischung des Bundes in die Angelegenheiten der Länder. Der Bund, der ab 2006 an rund fünf deutsche Hochschulen je 250 Millionen Euro verteilen will, war davon ausgegangen, dass der vorangehende Wettbewerb dem Zugriff der Länder entzogen ist. Gaehtgens zog die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens nun in Frage. Das Geld sei nur dann richtig angelegt, wenn die Universitäten die willkommenen Zusatzmittel auch für Professoren einsetzen könnten. „Wir stehen vor einem Generationswechsel auf den Lehrstühlen“, sagt er, „wenn wir die jetzt nicht richtig besetzen, dann sind sie wieder für 20 Jahre dicht.“

Das Problem sei aber: Personalfragen liegen in der Zuständigkeit der Länder. Ohne Einigung mit diesen seien die Zusatzgelder für die Hochschulen für Berufungen regulärer Professoren gesperrt. „Streng genommen“, so bedauerte der Präsident der Rektoren, „darf man dafür die 250 Millionen Euro dann nicht verwenden.“ Nach Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Frankenberg (CDU) wäre ein Alleingang des Bundes gar verfassungswidrig.

Gaehtgens stellte sich auf keine der streitenden Seiten. Er favorisiert die Idee von Bildungsministerin Bulmahn (SPD), einzelne Unis als Institutionen zu fördern. Die Vorstellung der Länder, stattdessen nach Fächergruppen Netzwerke von Spitzenfakultäten zu fördern, erteilt der Rektorenchef eine Absage: „Wir können uns nicht in viele Projektzuschüsse verzetteln“, sagte Gaehtgens, „wir brauchen eine institutionelle Förderung der Hochschulen, sonst können wir doch die Leuchttürme wieder nicht sichtbar machen.“ Im Gegensatz zur Bundesregierung, die ganzen Hochschulen den Elite-Zuschuss geben will, greifen die Länder eine Idee der Alternativszene auf: Sie wollen „Netzwerke der Exzellenz“ fördern. Gaehtgens größte Befürchtung liegt darin, dass im Streit von Bund und Ländern um die Hochschulförderung wieder nicht mehr Geld herausspringen könnte. Er erwarte eine klare Zusage der Bundesregierung, dass die geplante Eliteförderung von rund 1,25 Milliarden Euro wirklich zusätzliches Geld sei. Die Länder müssten ihrerseits klarstellen, dass sie im Gegenzug nicht ihre Zuschüsse absenken. Die Länder müssten dem Eindruck widerstehen, so Gaehtgens, „dass sie in der Uni-Förderung gerade ein Roll-back des Staates veranstalten“.

In den Wissenschaftsorganisationen herrscht Einigkeit darüber, dass der Bund sich an der Förderung der deutschen Hochschulen beteiligen muss. Es sei absurd, dass bei europäischen Beratungen 16 deutsche Kultusminister mitreden wollen. „Wir müssen aufpassen“, sagte ein Wissenschaftsvertreter, „dass wir nicht in die Hochschulkleinstaaterei des Mittelalters zurückfallen.“ CHRISTIAN FÜLLER