Tote bei UN-Einsatz

Kongolesische Gruppe wirft UN-Blauhelmen Erschießung von 12 Zivilisten in der Stadt Bunia vor

BERLIN taz ■ UN-Blauhelme in der Demokratischen Republik Kongo haben möglicherweise ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Die Kulturvereinigung „Ente“, ein Verband von Angehörigen des Hema-Volkes aus dem nordostkongolesischen Distrikt Ituri, warf gestern UN-Soldaten vor, beim Angriff auf eine Trauerfeier in Ituris Hauptstadt Bunia in der Nacht zum Montag 12 Menschen getötet zu haben. „Die Blauhelme erschossen ohne Vorwarnung die Menschen auf dem Gelände“, erklärte Ente-Sprecher Jean-Baptiste Dhetchuvi in einer gestern veröffentlichten Erklärung. Dhetchuvi war früher Sprecher der Hema-dominierten Rebellengruppe UPC (Union kongolesischer Patrioten), die den UN-Einsatz in Ituri ablehnt und sich inzwischen gespalten hat. Kämpfe zwischen UPC-Splittergruppen und anderen Milizen sorgen seit Wochen für zunehmende Unsicherheit in Ituri.

Leo Salmeron, Sprecher der UN-Mission im Kongo (Monuc), hatte am Montag den Tod von lediglich zwei Zivilisten im „Kreuzfeuer“ bei einem Einsatz von UN-Soldaten gegen eine bewaffnete Versammlung in Bunia in der Nacht zum Montag bestätigt. Die marokkanischen UN-Blauhelme seien von teils als Frauen verkleideten Bewaffneten angegriffen worden, hatte er erklärt. Die katholische Nachrichtenagentur Misna bestätigte den Vorfall und sprach unter Berufung auf Kirchenkreise in Bunia von sechs bis sieben Toten.

Bunia ist der wichtigste Einsatzort der 10.800 Mann zählenden UN-Mission im Kongo. Parallel zu den dortigen Spannungen kommt die UNO auch in anderen Teilen des unruhigen Ostkongo unter Druck. Bei einer Demonstration von rund 1.000 Menschen gegen die anhaltende Unsicherheit in der ostkongolesischen Stadt Bukavu am Montag wurden UN-Fahrzeuge mit Steinen beworfen. In Bukavu bekämpfen sich seit Anfang Februar rivalisierende Fraktionen des Militärs. Zivilgesellschaftliche Gruppen werfen der UN-Truppe vor, nicht dagegen einzuschreiten, und lokale Milizen im Umland haben angekündigt, erneut zu den Waffen zu greifen. D.J.