Strittiges Strafgeld

Verspätet sich die Elbphilharmonie, zahlt der Baukonzern zehn Prozent des Gesamtpreises – viel, sagen Kenner

Es gibt Dinge, die Laien schwer beurteilen können. Politiker offenbar auch – jedenfalls, wenn es um die Baukosten der Elbphilharmonie geht. Unklar war bislang, wie die 24 Millionen Euro zu bewerten seien, die der Baukonzern Hochtief zahlen muss, falls das Konzerthaus später eröffnet als vereinbart. Das wären zehn Prozent der 241 Millionen Euro, die noch bis vorige Woche als Gesamtkosten des Baus gehandelt wurden.

„Lächerlich wenig“ sei das, findet Norbert Hackbusch, Vorsitzender des Kulturausschusses. „Es hätten hundert Prozent des Baupreises sein müssen“, sagt der Abgeordnete der Linksfraktion. Wegen dieser niedrigen Summe habe der Baukonzern die Stadt quasi in der Hand. Das sehen Branchenkenner anders: „Zehn Prozent sind eine Menge – und allgemeine Regeln gibt es nicht“, sagt eine Fachfrau. Die Summe sei vertragsabhängig; oft werde gar keine Strafe festgelegt. „Dann kann man wirklich nicht aus dem Projekt heraus. Dann muss man es fertigstellen“, erklärt ein Kollege.

Dass zehn Prozent des Baupreises viel sei, findet auch die städtische Elbphilharmonie-Realisierungsgesellschaft (Rege). Zudem habe man die Vertragsstrafe in den Nachverhandlungen auf 37,8 Millionen erhöht – zehn Prozent der 378 Millionen, die die Stadt inzwischen für die Elphi zahlen muss. „Das war das Maximum dessen, was vertraglich machbar war“, sagt ein Rege-Sprecher. „Alles andere verstieße gegen die guten Sitten.“

Für Hackbusch verstößt es vielmehr gegen die guten Sitten, dass das Konzerthaus trotz der Kostensteigerungen unverdrossen weitergebaut wird: „Wir fordern einen Baustopp, bis klar ist, ob die Bürgerschaft die zusätzlichen Gelder bewilligt.“ Das hieße, dass bis zu den Haushaltsberatungen im März 2009 ein Sockel mit Parkhaus-Rohbau im Hafen stünde. Auch brauche Hamburg keinen weiteren Konzertsaal, sagt Hackbusch: „Laeiszhalle und Oper genügen.“

Dass sich in der Laeiszhalle die Termine derart drängen, dass stets Probentage fehlen – und dass die Halle auch fast ausschließlich kommerzielle Konzerte bietet, kümmert ihn wenig. „Falls die Elbphilharmonie nicht kommt, muss man deren Konzept preisgünstiger Konzerte eben auf die Laeiszhalle übertragen“, sagt er. Details nennt er nicht. PETRA SCHELLEN