Alles geht

Selbst nicht rauchen

G. hatte mit dem Rauchen aufgehört. Ich hatte es erst gar nicht gemerkt, weil man in der Pizzeria, in der wir saßen, ohnehin nicht mehr rauchen durfte. Er hatte eher beiläufig davon erzählt. Es waren wichtigere Dinge zu besprechen gewesen. Gerade war ein Workshop für Jugendliche mit Deutschsprachschwierigkeiten zu Ende gegangen. Sie hatten eine Fotogeschichte über Freundschaft gemacht, und er hatte mir das fertige Produkt auf seinem Laptop gezeigt. Ein Nebensatz war wohl gefallen, der mit Zigaretten zu tun gehabt hatte, und er hatte gesagt: „Übrigens: Ich rauche nicht mehr.“

Die Beiläufigkeit, mit der erzählte, dass er nicht mehr rauche, imponierte mir; dass er den Übergang vom Rauchen zum Nichtrauchen nicht so wichtig zu nehmen schien, sondern eben einfach nicht mehr rauchte. An irgendeinem Abend waren die Zigaretten alle gewesen und er war nicht nach unten gegangen, um sich neue zu kaufen.

Aber G. hatte ich auch nie so sehr als Raucher wahrgenommen, die Zigarette passte nicht wirklich zu ihm; vielleicht ist es falsch zu sagen, dass sie nicht zu ihm gepasst hätte, aber es fehlte ihm das Nervöse, dass Raucher gemeinhin haben.

Er sprach von starken Schmerzen, komischerweise im Fuß. Man sage ja, dass der Nikotinentzug genauso schwierig sei wie ein Heroinentzug. Komisch, dass das so oft gesagt wird, obgleich die Leute, die einem das erzählen, in den seltensten Fällen Erfahrungen mit dem Entzug von beidem haben.

Natürlich war G. auch einmal rückfällig geworden. Bei einer Party. Die Zigarette hätte bitter nach Verbranntem geschmeckt; nicht wirklich gut.

Und natürlich hat er später mit dem Rauchen wieder angefangen. DETLEF KUHLBRODT