Öffentliches Lesen überall

Das Kölner Literaturfestival litCologne findet in zwei Wochen zum vierten Mal statt. Zentrales Thema der öffentlichen Lesungen sind jeweils Begegnungen zweier unterschiedlicher Autoren

VON MIRIAM VOGEL

Literatur am Stück, 24 Stunden lang. Lesungen im Polizeipräsidium oder im Zoo. Ungewöhnliche Lesungen an ungewöhnlichen Orten, dafür steht das internationale Literaturfestival lit.COLOGNE, das in diesem Jahr zum vierten mal in Köln an den Start geht. Fünf Tage und fünf Nächte, vom 17. bis zum 21. März wird wieder überall in der Stadt gelesen.

Die Mischung machts und die Vielfalt des Angebots: 87 Veranstaltungen an 37 teils skurrilen Orten, mit 240 Mitwirkenden. Unterschiedlichste Autoren aus aller Welt treffen aufeinander, lesen, werden gelesen oder treten paarweise auf. Ein bestimmtes Motto hat das Festival nicht, dafür hat jede Veranstaltung ein Thema und einen meist populären Moderator, der durch den Abend führt. „Das ungewöhnliche an der lit.COLOGNE ist die Begegnung der Literatur mit Musik, Kunst, Theater und Film“, erläutert Mitveranstalter Rainer Osnowski die Besonderheit des Festivals.

Literatur trifft auf Kunst, wenn Ingo Schulze Georg Baselitz begegnet. Beide sind in Dresden geboren und sprechen über die Stadt und den künstlerischen Umgang mit Wirklichkeit. Das Theater wird Thema in der Begegnung von Sibylle Berg und René Pollesch. Solche “Begegnungen“ sind ein Markenzeichen der lit.COLOGNE. Sehr unterschiedliche Autoren treffen aufeinander und sprechen über gemeinsame Berührungspunkte. Bei Alice Schwarzer und Christine Angot ist es das Verhältnis von Liebe und Macht. Uwe Timm trifft Peter Härtling, beide spüren ihre Lebensgeschichte auf, Timm in „Am Beispiel meines Bruders“, Härtling in „Leben lernen“ und sprechen gemeinsam über den Einfluss der Nachkriegszeit auf ihr Leben.

„Wir möchten die vielversprechende Nachwuchskultur fördern“, sagt Osnowski und spricht einen weiteren Schwerpunkt der lit.COLOGNE an: noch unbekannten Autoren die Chance zu geben, ihre Texte vorzustellen. In den „Patenschaften“ nimmt ein bekannter Autor einen jungen Kollegen „an die Hand“, wie Nick Hornby die junge Amerikanerin Julie Orringer.

„Hoch hinaus“ wollen auch acht vielversprechende Talente, die an passender Örtlichkeit, 45 Stockwerke über dem Rhein, ihre unveröffentlichten Texte zum Besten geben.

Ein ebenso erfolgreiches Konzept sind die „Themenabende“. Traurig-schön geht es bei Roger Willemsen zu, der zu einem Abend der Melancholie einlädt. Wenn „die Finnen kommen“ wird es weniger ernsthaft. Arto Paasilinna, Helge Schneider des Nordens, und seine Landsmänner bringen skurrile Geschichten aus dem hohen Norden mit. Der aktuelle Booker Preisträger DBC Pierre liest beim „Best of Britain“ Abend aus seinem preisgekrönten Werk „Jesus von Texas“.

Von den fast 90 Veranstaltungen finden 24 im Kinderprogramm statt. „Bislang war es schwierig, ein anspruchsvolles Programm auch für Kinder zu finanzieren“, erklärt Angela Maas, Mitverantwortliche für die lit.kid.COLOGNE. Dank der Unterstützung durch die Kölner Imhoff-Stiftung konnte das Niveau gehalten und die Preise gesenkt werden. Jetzt freuen sich die Kinder auf Lesungen an spannenden Orten wie dem Schokoladenmuseum mit Klaus Kordon.

Wie schon die Jahre zuvor, ist der WDR Medienpartner der lit.COLOGNE und überträgt rund 50 Stunden live in seinem Programm. Am Mittwoch verleiht er den Deutschen Hörbuchpreis und organisiert den 24-Stunden- Literaturmarathon, der Samstag Nacht besucht werden kann. Neben dem WDR haben andere und mehr Sponsoren als noch letztes Jahr die lit.COLOGNE unterstützt, wodurch das Budget um 200.000 Euro erhöht werden konnte. „Die Sponsoren merken, dass es eine vielfältige Plattform gibt, die sehr werbewirksam ist“, sagt Astrid Roth, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Nicht nur bei den Sponsoren ist die Resonanz gut. „Der Vorverkauf läuft super, rund ein Viertel der Veranstaltungen sind schon ausverkauft“, sagt Roth. „In diesem Jahr sind wir richtig in der Stadt angekommen“.

www.litcologne.de