Der alte Schutt muss endlich weg

Die Arbeiten in der Kohlenwäsche auf Zollverein gehen gut voran, doch die Zukunft ist längst noch nicht gesichert. Alle Hoffnungen liegen jetzt auf dem neuen Regionalverband Ruhr (RVR)

VON PETER ORTMANN

Achim Pfeiffer, leitender Architekt in der Kohlenwäsche auf Zollverein, ist zufrieden. „Hier kommt die Cafeteria hin“. Der Blick fällt in einen staubig schwarzen Gang. Rostige Maschinenteile hängen herum. Viel Phantasie ist nötig um sich vorzustellen, dass hier im übernächsten Jahr adrette Besucher an sauberen Tischen sitzen und Cappuccino schlürfen. „Wir liegen voll im Zeitrahmen“, beruhigt Wolfgang Roters, der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ).

Seine Arbeit stand in letzter Zeit häufig unter Beschuss. Doch so ein Mammutprojekt brauche seine Zeit, sagt Roters. Er verstehe die Querelen nicht, die Ratsherren in Essen würden alle vier Wochen gebrieft, der Etat sei gesichert, die Arbeiten gingen voran. Meist wären es nur Stadtteilfürsten, die immer Ärger machen. Bei Bauvorhaben, wie dem weißen Kubus der neuen Design-School gäbe es immer polarisierte Meinungen. Ungeklärt sei nur die Frage der Betriebskosten nach der Fertigstellung des ganzen Weltkulturerbes. Hier hoffe man auf eine breite Beteiligung aus der Region. Am besten sei dafür wohl der neue Regionalverband Ruhr (RVR) geeignet.

„Zollverein muss in die Regie der Region gestellt werden“. Auch Gerd Willamowski, Verbandspräsident des Kommunalverbandes Ruhr (KVR) ist sich sicher. Wenn Ende des Jahres das neue RVR-Gesetz in Kraft träte, das den KVR neu definiert, müsse die Region mit dem neuen Verband in die Trägerschaft. Und das nicht nur auf Zollverein mit neuem RuhrMuseum, sondern auch bei der Route der Industriekultur und möglichst bei den Industriemuseen. Über die künftige Verteilung der Lasten sei er bereits mit der Regierung im Gespräch, denn nur über die Verbandsumlage der Städte ließe sich das nicht finanzieren. Dabei ist Willamowski die festgeschriebene Ausstiegsklausel im Gesetz ein Dorn im Auge. „Die Städte dürfen davon keinen Gebrauch machen“, sagt er. Ansonsten würde der neue Verband erpressbar und damit handlungsunfähig.

Auf Zollverein steht derartigen Strukturveränderungen niemand im Weg. Auch Ulrich Borsdorf, der Gründungsbeauftragter für das künftige RuhrMuseum, sieht keine Alternative. „Wer, wenn nicht der neue RVR, soll das übernehmen“, fragt er. Die Stadt Essen könne das nicht alleine stemmen. Riesige Räume in der alten Kohlenwäsche darf Borsdorf bespielen. Zahlreiche Maschinen bleiben dort aus Denkmalschutzgründen erhalten. „Das wird interessante Blickwinkel ergeben“, sagt Wolfgang Roters und schaut interessiert in ein kleines Loch auf dem Boden, unter dem sich ein 25 Meter tiefer Raum auftut. Das alte Kohlensilo wird zum offenen Treppenhaus für das RuhrMuseum.

„Wir wollen nicht nur einen Umzug des Ruhrlandmuseums nach Zollverein“, sagt Ulrich Borsdorf. Auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts solle dokumentiert werden. Da müsse noch intensiv gesammelt werden. Und die Ruhrgebiets Kinemathek von Paul Hoffmann hätte er gerne ins Museum integriert. „Auch wenn der hier nicht mitmachen wird“. Ausreichende Mittel für den Aufbau des Museums hat Borsdorf zur Verfügung, ein Teil der Betriebskosten von der Stadt Essen gibt es auch. „Doch wir brauchen eine langfristige Trägerschaft, eigentlich bis ins Unendliche“, sagt er. Das könnten eigentlich nur gesetzliche Gebietskörperschaften leisten. „Mit GmbHs macht man ja in der Regel keine langfristigen Verträge“.