Prominente vermitteln

Um für den Vogelschutz zu werben, setzt Schleswig-Holsteins Umweltminister auf bekannte Paten für bedrohte Arten. Nicht alle Betroffenen sind überzeugt

kiel taz ■ Wenn es um den Vogelschutz geht, ist Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller (Grüne) um eine Idee nie verlegen. Sein jüngster Geistesblitz ist ein Aufgebot von sieben prominenten Paten für bedrohte Vogelarten. Damit will er den Bürgern das spröde Thema näher bringen – und vor der Ausweisung elf neuer Vogelschutzgebiete im Rahmen des EU-Programms „Natura 2000“ für gute Stimmung im Land sorgen. So recht gelingen aber, das wurde gestern bei der Vorstellung der Aktion „Prominente für den Vogelschutz“ deutlich, will es nicht.

Das liegt zum einen daran, dass es so eine Sache ist mit den Vogelpaten. Die, so Müller, „bekannte Sängerin Isgaard“ etwa ist nur durch die Vorwahl zum Grand Prix bekannt. Dafür aber hat sie einen echten Bezug zu ihrem Patenvogel Storch: „Ich habe als Kind verletzte Jungstörche aufgezogen.“ Bei den anderen wird es da schon schwieriger: Sabine Christiansen findet Kraniche irgendwie „wichtig“, und bei der Olympiazweiten im Surfen, Amelie Lux, muss gar das Gardemaß des Seeadlers als Begründung herhalten. Dessen Flügelspannweite habe mit 2,44 Meter etwa die Länge eines Surfbrett-Mastes.

Nun gibt der Umweltminister zu, dass die Prominenten „keinen direkten Bezug zu Vögeln haben“ und er nur deren Bekanntheitsgrad für den guten Zweck nutzen will. Fraglich, ob das auch so ankommt – für die Eiderstedter Landwirte kann das ausgeschlossen werden. Auch gestern standen wieder fünf von ihnen mit Plakaten vor der Tür, darunter Hans Friedrichsen, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Eiderstedt. Friedrichsen ist derzeit viel unterwegs, weil das Umweltministerium die Halbinsel unter Naturschutz stellen will. Auf Eiderstedt, glaubt Friedrichsen, müsse künftig „Museumslandwirtschaft“ betrieben werden.

Ein anderer Protestler, Dirk Hansen von der Interessengemeinschaft „Pro Eiderstedt“, fürchtet, dass es in zehn Jahren „70 bis 80 Prozent aller Höfe auf Eiderstedt nicht mehr gibt“: Die Ausgleichsgelder aus den Naturschutzprogrammen reichten nicht aus, um die Kosten der Landwirte zu decken. Deshalb wünscht sich Hansen, der als landwirtschaftlicher Berater rund 30 Höfe auf Eiderstedt betreut, vom Umweltminister „Argumente statt Prominente“.

Timm Schröder