Kino der Wahrnehmung, Kino des Reisens: Das B-Movie zeigt den zweiten Teil seiner Roadmovie-Reihe
: Unterwegs sein ist auch nicht alles, auf den Blick kommt es an

Auch im zweiten Teil der im Januar begonnenen Reihe mit Roadmovies wartet das B-Movie mit Titeln auf, die man eher weniger erwartet hätte. Also wieder nicht Easy Rider oder Thelma & Louise, sondern: Indien von Paul Harather, Takeshi Kitanos Sonatine, The Straight Story von David Lynch und Vincent Gallos Buffalo 66 (siehe Foto). Vier Filme aus den Neunzigern, welche die Grundbedingung des Genres entweder nur teilweise erfüllen oder auf sehr kuriose Weise.

Letzteres gilt vor allem für The Straight Story, mit dem David Lynch auf souveräne Weise an eine Art der Wahrnehmung von Außenwelt erinnert, wie sie dem reisenden Menschen seit Erfindung der Eisenbahn immer mehr abhanden gekommen ist. Mit der auf Tatsachen beruhenden Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight (Richard Farnsworth), der sich auf seinen Rasenmäher setzt und in sechs Wochen 350 Meilen weit von Iowa bis nach Wisconsin fährt, um sich mit seinem Bruder zu versöhnen, überraschte Lynch 1999 alle seine Fans. Aber nicht nur das Tempo ist hier etwa gegenüber Wild at Heart erheblich gedrosselt, auch der verschlungene Plot und die Inszenierung von Gewalt des direkt davor gedrehten Lost Highway sind hier ersetzt durch eine Straigt Story sowie das Aufspüren menschlicher Wärme und Nächstenliebe im mittleren Westen.

Auch wenn die Figuren in Sonatine nicht im engeren Sinne unterwegs sind – einmal von Tokio nach Okinawa und zurück – so vermittelt der Gangsterfilm doch den Eindruck eines Roadmovies, wohl vor allem, weil hier Menschen an einem für sie ungewohnten Ort gezeigt werden. So sehr scheinen der von Kitano selbst gespielte Yakuza und seine Kumpane in dem Handwerk des komplikationslosen Tötens aufzugehen, dass sie am Strand von Okinawa, außer ein ein paar alberne Spielchen zu spielen, gar nichts mit sich anzufangen wissen.

So gut wie überhaupt keine Verbindung zu ihrer Umgebung nehmen die beiden Inspektoren für das Gast- und Hotelgewerbe auf ihrer Dienstreise durch die österreichische Provinz in Paul Harathers Indien auf. Viel zu sehr sind die unfreiwilligen Partner hier damit beschäftigt, ihre charakterlichen Gegensätze zu betonen. Auch Vincent Gallo und Christina Ricci in Buffalo 66 kommen nicht miteinander aus – schließlich hat er sie entführt. Aber auch, wenn hier der Weg des gerade aus dem Gefängnis Entlassenen und seiner unfreiwilligen Begleiterin ein klar umrissenes Ziel hat – bei seinen Eltern endlich einmal einen guten Eindruck zu machen – so ist damit allein natürlich noch nicht das Geringste gewonnen.

Eckhard Haschen

Indien: 4., 6., 7. 3, 20.30 Uhr + 6.3. 22.30 Uhr; Sonatine: 11., 13., 14. 3., 20.30 Uhr + 13. 3. 22.30 Uhr; The Straight Story: 18., 20., 21. 3., 20.30 Uhr + 20. 3. 22.30 Uhr; Bufallo 66: 25., 27., 28. 3, 20.30 Uhr + 27. 3. 22.30 Uhr