Drei Männer und Familienwerte

betr.: „Und dann wird Merkel Kanzlerin“, Interview mit Heinz Bude, taz Magazin vom 28. 2. 04

Drei Männer reden über die „Renaissance alter Familienwerte“. „Normalität“ ist für sie die „Anderthalb-Personen-Einkommensstruktur des Haushalts“, der Ernährer mit zuverdienender Ehefrau. Zwar „glauben die Mädels nicht mehr, dass die Männer das alleine machen müssen“ (Heinz Bude). „Es geht nicht mehr mit einem Gehalt“, aber klar ist offenbar für alle Gesprächspartner, dass Männer das ganze und „Mädels“ das halbe Einkommen beisteuern. Und weil das auch gut so ist, gehört es ordentlich gefördert.

Deshalb urteilt „Starsoziologe“ Bude über die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, „dass sie bei ihren ersten Einlassungen zum Ehegattensplitting gezeigt hat, dass sie wohl noch nie so richtig über die Familie als eine Realität nachgedacht hat“. Um ihr anschließend gönnerhaft zu bescheinigen: „Aber jetzt macht sie sich.“ Sie macht sich aus Sicht von Bude und der (nicht nachfragenden) taz-Männer, weil sie die Steuerregularien des patriarchalen Sozialstaats nicht mehr in Frage stellt. So wird man koalitionsfähig mit der Partei Angela Merkels, deren Familienpolitik stets den männlichen Allein- oder Hauptverdiener – und damit die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern – subventioniert hat. Vielleicht sollte die Redaktion solche Gespräche künftig lieber im „Gender-Team“ führen. THOMAS GESTERKAMP, Köln