daily dope (342)
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Es passierte am 22. Juni 2001, kurz vor der Europameisterschaft der Triathleten im tschechischen Karlsbad. Dem Triathleten Stephan Vuckovic ging es schlecht, sehr schlecht. Sein Zustand schien bedrohlich zu werden. Um sein Leben bangend, soll Vuckovic ein folgenschweres Geständnis abgelegt haben: Doping mit Epo. Vuckovic soll geäußert haben, er habe verunreinigtes Erythropoeitin zu sich genommen, was zu einer bakteriellen Infektion führte – wohl einer Legionellose mit Leber- und Nierenversagen. Das angebliche Geständnis des Silbermedaillengewinners von Sydney 2000 hat der Ehrenpräsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU), Martin Engelhardt, in einem „Gedächtnisprotokoll“ aufgeschrieben und jetzt im Verband verbreitet.

„Ein paar Stunden später ins Krankenhaus, und ich weiß nicht, wie alles gekommen wäre“, hat Vuckovic damals gesagt. Die Bakterien hatten sein Zellsystem angegriffen und auch die Herzfunktion gestört, „zeitweilig dachte ich, das wird nichts mehr mit dem Sport“, so Vuckovic. „Ich wollte einfach nur noch so leben wie früher, ohne Schwindelanfälle, ohne Schlafprobleme.“ Monatelang litt er unter den Folgeerscheinungen der Infektion. Laut Engelhardt soll das Präsidium der DTU über die Hintergründe des Falles Bescheid gewusst haben, doch aktiv sei es nicht geworden. Engelhardt spricht von Vertuschung („Unter den Beteiligten wurde Stillschweigen vereinbart“), doch auch er blieb lange inaktiv. Sein Gedächtnisprotokoll schrieb er erst, als er die Kandidatur Vuckovic’ zum DTU-Verbandspräsidenten in Baden-Württemberg verhindern wollte. Das hat der Ehrenpräsident geschafft. Der frühere DTU-Vize Martin Bentele sagt derweil, im Präsidium seien die Ereignisse von Karlsbad „nie ein Thema“ gewesen, wenngleich er „für niemanden die Hand ins Feuer legen“ wolle. Vuckovic habe ein Attest über die Legionellose vorgelegt, „damit war der Fall für uns erledigt“.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) will den Fall nun genauer unter die Lupe nehmen. Sie ist wieder einmal als unabhängige Instanz gefragt, denn falls Engelhardt richtig liegt, dürfte es mit den Selbstheilungskräften des Sports und dessen Aufklärungsbemühungen nicht weit her sein.

Vuckovic glaubt indessen an „Rufmord der allerschlimmsten Sorte“. In der SZ sagt er: „Wenn mit Dreck geworfen wird, bleibt immer was an einem hängen, und ich habe gerade jetzt viele Projekte und neue Sponsoren an der Angel.“ Die könnten den Geldhahn allerdings schneller zudrehen, als es ihm lieb sein könnte. MARKUS VÖLKER