Natur sucht Sponsor

Angesichts leerer Kassen der Kommunen muss der Naturschutz zurücktreten. Sponsoren aus der Wirtschaft sollen nun mehr Geld bringen

„Die Projekte, die wir fördern, müssen nachhaltig sein. Eintagsfliegen sind kein Imagegewinn.“

VON MERJAM WAKILI

Der Naturschutz ist das Stiefkind vieler Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Die Kassen sind klamm, Geld für den Umweltschutz haben die wenigsten Städte übrig. Auf der fünften Umwelttagung in Essen haben Vertreter aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden die Chancen des so genannten Umweltsponsorings diskutiert. Die Idee, dass Privatpersonen oder Unternehmen bestimmte Umwelt- oder Naturschutzprojekte teilweise oder ganz finanzieren, gibt es bereits seit mehreren Jahren. So hat der Essener Mineralwasser-Konzern Stiftsquelle 1993 die erste Umweltpatenschaft der Stadt aufgenommen. Die Renaturierung der Fläche eines heruntergekommenen Spielplatzes wurde von dem Unternehmen finanziert. Seit sechs Jahren vergibt Stiftsquelle einen mit 15.000 Euro dotierten Preis an Umweltprojekte im Ruhrgebiet.

Doch das Interesse am Umwelt- und Naturschutz ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. „Es ist schwierig Privatpersonen oder Unternehmen für den Umweltschutz zu motivieren“, klagt Hartwig Steinbrink, Leiter des Umweltamts der Stadt Essen. Gerade im Ruhrgebiet gebe es immer noch erheblichen Sanierungsbedarf. Durch Kohle und Stahlindustrie seien Luft, Boden und Wasser stark belastet worden. Doch für diese Sanierungen Sponsoren zu finden, gestaltet sich schwierig. „Das hat für die Unternehmen keinen besonderen Marketingeffekt“, sagt Steinbrink. Die würden eher Projekte fördern, die für Kunden sichtbare Erfolge mit sich bringen.

Allgemein ist Umweltsponsoring eine mühsame Angelegenheit, weiß Steinbrink, der die Unternehmen für Umweltprojekte immer wieder neu gewinnen muss. Um die Aquise von Sponsoren und die Koordination von Projekten längerfristig planbarer zu gestalten, spielt das Umweltamt mit dem Gedanken, eine Stiftung ins Leben zu rufen. In diese könnten Unternehmen Geld einzahlen, das dann für größere Umweltschutzprojekte eingesetzt wird. Doch noch ist nichts Konkretes geplant, die Umwelttagung sollte erste Impulse setzen. „Das Klinkenputzen fängt jetzt erst an“, sagt Steinbrink.

Der Naturschutzbund (NABU) in Nordrhein-Westfalen sieht das Umweltsponsoring als ein wichtiges Instrument. Allerdings habe die schlechte wirtschaftliche Situation momentan eher zu einer Flaute in geführt. „Zur Zeit denken Unternehmer eher an Kultur- oder Hochschulsponsoring. Damit meinen sie, sich besser profilieren zu können“, stellt NABU-Sprecher Christian Rupp fest. Positiv findet er die Tatsache, dass „wir mit einem Personenkreis in Dialog treten, mit dem wir uns sonst immer streiten.“ Spendable Unternehmensleiter können immerhin ihr Image durch das Umweltengagement aufpolieren, indem sie es öffentlich dokumentieren.

Auch die Stiftsquelle wirbt auf ihrer Internetseite mit dem Umweltengagement: „Als Hersteller eines natürlichen Lebensmittels fühlen wir uns besonders verpflichtet, die Natur zu bewahren und eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einzunehmen.“ Dabei hat das Unternehmen bei sich angefangen: Eine Toilettenspülung mit Regenwasser ist nur ein Beispiel. Geschäftsführer Michael Brodmann: „Die Projekte, die wir fördern, müssen nachhaltig sein. Eintagsfliegen sind kein Imagegewinn.“ Beim Umweltpreis, den das Unternehmen verleiht, sind die Zuschriften allerdings um mehr als die Hälfte zurück gegangen.