Das Museum, das reif fürs Museum ist

Kölns Römisch-Germanisches Museum wurde über die Jahre regelrecht „kaputt gespart“: Vom einst hochmodernen Infosystem ist nichts mehr übrig, selbst für attraktive, Gewinn bringende Sonderschauen ist kein Geld mehr da

KÖLN taz ■ Bei seiner Eröffnung vor 30 Jahren war das Römisch-Germanische Museum (RGM) in Köln Vorbild für Museen in der ganzen Welt. Es setzte Maßstäbe in besucherfreundlicher Präsentation und Beschriftung. Doch vom alten Glanz ist nur noch wenig übrig: „Kaputt gespart“, nannte Kölns Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer den Zustand der Kölner Museen. Der Flachbau neben dem Dom ist dafür ein trauriges Beispiel.

Noch immer ist es ein offenes und lebendiges Haus, das gern von Schulklassen besucht wird, die die Säle mit fröhlichem Lärm füllen. Doch das einst hochgelobte audiovisuelle Informationssystem ist schon lange abgebaut: kein Geld für Reparaturen. Und für ein modernes, interaktives System, wie es anderswo Standard ist, gibt es schon gar kein Geld. Ganze vier Archäologen sollen den Bestand wissenschaftlich betreuen. Vorbei die Zeiten, als das Museum täglich zehn Stunden geöffnet war – und das an sieben Tage in der Woche. Jetzt ist montags geschlossen, an den anderen Tagen ist es von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Kostete der Eintritt in den ersten Jahren – umgerechnet – 25, ermäßigt knappe 10 Cent, sind heute 4,30 Euro (2,70 für Kinder) zu zahlen.

Diese Anhebung geht deutlich über den Inflationsausgleich hinaus. Und 4,30 Euro liegen an der Obergrenze dessen, was – so zitiert Museumsdirektor Hansgerd Hellenkemper eine Umfrage – die Besucher dieses Museums bezahlen würden. Denn das Römisch-Germanische Museum mit seinen archäologischen Schätzen aus der Urgeschichte bis zum frühen Mittelalter ist ein Familienmuseum. Da dürfen auch Kataloge nicht teurer sein als 13 Euro. Im benachbarten Museum Ludwig liegt die Obergrenze bei 26 Euro.

Dabei ist das Museum eines der beliebtesten in Köln. Seit Bestehen wurde es von 20 Millionen Menschen besucht, „nicht gerechnet die vielen Kinder unter 6 Jahren, die sich gerne in die Vergangenheit entführen lassen“, wie Hellenkemper stolz sagt. Die Eintrittspreise decken fast 22 Prozent des Jahresetats von 2,5 Millionen Euro.

Damit liegt das RGM in Köln an der Spitze. Dazu trugen in der Vergangenheit vor allem attraktive Sonderschauen bei. „Der Schatz von San Marco“ spülte allein 1,5 Millionen Euro in die Stadtkasse. Doch auch für solche lukrativen „Extras“ ist kein Geld mehr da. Um so erstaunlicher, was die Museumsleute immer wieder an kleinen, liebevoll arrangierten Sonderausstellungen aus eigenen Beständen „aus dem Ärmel“ schütteln. Jürgen Schön