Grinsende Gentomate

Umweltschützer informieren in Kölns Einkaufsmeile über Gefahren der Gentechnik. Die Industrie hält dagegen

Köln taz ■ Ein Hingucker war die Riesen-Tomate, die gestern auf der Kölner Schildergasse den Passanten entgegengrinste. Trotzdem blieben nur wenige stehen, um sich bei BUND und Attac über die Gefahren durch gentechnisch veränderte Lebensmittel zu informieren. Wie ein alter Mann mit Stock: „Das Genzeug ist eine Schmutzigkeit, die wollen uns alle umbringen.“ Ein junger Biologiestudent blieb dagegen gespalten: „Bei bestimmten Sachen ist Gentechnik problematisch, bei anderen nicht.“

Trotzdem findet Ralf Bilke, Agrarreferent beim BUND, die Resonanz „toll“. Durch 40 Städte ziehen BUND und Attac mit ihrer Gentomate. „Damit wollen wir das Thema wieder stärker in die Öffentlichkeit bringen“, sagt er. Mit dem geplanten Gentechnikgesetz wolle die Bundesregierung neben der konventionellen Landwirtschaft auch den genmanipulierten Anbau etablieren. „Schon bald kann Gensaatgut in der normalen Landwirtschaft ausgebracht werden“, erklärt Bilke. Dennoch glaubt er nicht, „dass der Zug abgefahren ist.“ Die übergroße Mehrheit der Verbraucher und Landwirte sei gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel. Über Warenboykotte und lokale Bündnisse, hofft er, könne man Genfood vielleicht doch noch verhindern.

Dies will der BUND vor allem mit seiner Kampagne für gentechnikfreie Zonen erreichen. Hier seien einmal die Landwirte gefragt, die sich gegenseitig zum Verzicht auf Genanbau verpflichten sollten. Aber auch die Kommunen werden vom BUND aufgefordert, auf städtischem Grundbesitz, der an Bauern vermietet ist, den Anbau von Gen-Saat zu verbieten. „In Köln haben wir die Ratsparteien bereits angeschrieben und wollen demnächst einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat einbringen“, sagt der Agrarexperte. Er sei gespannt, wie Schwarz-Grün mit dieser Forderung umgehen werde, denn natürlich erwarte er von den Grünen, dass sie die Idee unterstützen. „Das ist eine der wenigen Ansatzpunkte, Agrarpolitik von unten zu machen.“

Genau die entgegengesetzte Politik um die Ecke auf der Hohe Straße: Zwei Studenten informierten im Auftrag der „Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie“ (DIB) gegen die „Angstkampagne“ von BUND und attac. Für Bilke verzerrt deren Infoblatt allerdings wichtige Aspekte. Und er ärgert sich: „Die Industrie schickt uns laufend bezahlte Gegendemonstranten hinterher.“ Susanne Gannott