Vorwürfe gegen Dutroux-Ermittler

Ex-Untersuchungsrichter wirft belgischen Behörden im Prozess gegen mutmaßlichen Kindermörder schwere Pannen bei der Suche nach den vermissten Mädchen vor

ARLON ap ■ Ein früherer Untersuchungsrichter hat den Ermittlungsbehörden im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Marc Dutroux schwere Versäumnisse bei der Suche nach den vermissten Mädchen vorgeworfen. Hätte die Polizei damals alle verfügbaren Informationen sorgfältiger ausgewertet, wäre sie Dutroux viel früher auf die Schliche gekommen, sagte Jean-Marc Connerotte gestern.

Connerotte übernahm die Ermittlungen nach der Entführung der damals 14-jährigen Laetitia am 9. August 1996 in Bertrix. Eine Zeugin hatte am Tatort einen weißen Lieferwagen beobachtet, der auf Dutroux zugelassen war. Vier Tage später wurden Dutroux, seine Exfrau und ein Komplize festgenommen. Laetitia und die im Mai verschleppte Sabine wurden am 15. August aus dem Keller in Dutroux' Haus befreit. Dagegen wurden von den 8-Jährigen Julie und Melissa sowie der 17-jährigen An und der 19-jährigen Eefje nur noch die Leichen ausgegraben, auf zwei Grundstücken Dutroux'.

Connerotte führte dies auf eine mangelhafte Zusammenarbeit der Polizei zurück. Connerotte verwies auch auf die zweifelhafte Rolle des mitangeklagten Brüsseler Geschäftsmanns Michel Nihoul, der als Verbindung zu einem Netzwerk für Pädophile fungiert haben könnte. Nihoul ist wegen Beteiligung an der Entführung Laetitias angeklagt. Zur Vergewaltigung der sechs Mädchen sowie den Morden an An, Eefje und dem Dutroux-Komplizen Bernard Weinstein konnte Connerotte keine eindeutigen Feststellungen machen. Er verwies aber darauf, dass Dutroux nach seiner Festnahme zunächst gestanden hatte, Weinstein ermordet zu haben. Am Mittwoch hatte Dutroux den Mord abgestritten und seine Exfrau Martin dafür verantwortlich gemacht.