daily dope (343)
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Kann das Schachhirn mit Mittelchen zu Höchstleistungen getrieben werden? Es wäre ein Verkaufsschlager, doch bisher kennt keiner die Rezeptur, außer vielleicht der Schach-Weltverband Fide. Dieser droht seinem Weltranglistendritten mit einer Sperre. Wassili Iwantschuk hatte vergangene Woche nach der letzten Runde der Schach-Olympiade in Dresden eine Dopingprobe verweigert. Wer den größten Kauz unter den Großmeistern kennt, ahnt, warum das passiert ist: Nach seiner Schlappe gegen Gata Kamsky und dem daraus resultierenden 0,5:3,5-Debakel gegen die USA verloren die Ukrainer die sicher geglaubte Medaille an ihre Bezwinger. Iwantschuk irrte hernach aufgelöst durch das Kongresszentrum. Shaun Press, Nationalspieler der Fidschi-Inseln und 2004 selbst von der Fide wegen der Verweigerung einer Dopingprobe mit Punktabzügen bestraft, sah den aufgelösten Iwantschuk: „Er trat gegen einen Betonpfeiler und schlug mehrfach mit den Fäusten auf einen Tisch. Anschließend verschwand er auf der Toilette, verfolgt von Offiziellen.“ Zur Urinabgabe kam es nicht. Würde die Fide alle Resultate Iwantschuks nullen, verlören ausgerechnet die USA nach ihrem grandiosen Sieg Bronze! Ungarn stieße von Platz acht auf drei vor. Nach einhelliger Meinung können Betrüger im Schach nur mit Computern schummeln. „Sowohl dämpfende als auch stimulierende Substanzen haben unliebsame Nebenwirkungen“, sagt Helmut Pfleger, Mediziner und Großmeister aus München. Ex-Vizeweltmeister Alexej Schirow ergreift Partei für den abseits des Brettes lebensuntüchtig wirkenden Iwantschuk: „Sperrt die Fide!“, lautet seine Forderung wegen der Dopingproben, die die Fide vornimmt, um einmal olympisch zu werden. HM