Eine wichtige gemeinsame Aktion

betr.: „Ein kleines Land und 130 Minister“ (Bosnien und Herzegowina), taz vom 26. 2. 04

Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Erich Rathfelder zu Bosnien gelesen. Es hätte mich sehr gefreut, darin auch noch die Information zu finden, dass sich all die Spitzenpolitiker des Landes nicht zufällig zu dem ESI-Vorschlag und zur höchst kostenintensiven staatlichen Struktur geäußert haben, sondern weil sie von den deutschen Stiftungen (Heinrich Böll, Konrad Adenauer, Friedrich Ebert und Friedrich Naumann) dazu eingeladen wurden, auf einer Konferenz in Sarajevo am 16. 2. 04 ihre Meinung dazu und zu ihren Vorstellungen für die Zukunft des Landes zur Diskussion zu stellen.

Zum ersten Mal waren Politik und Zivilgesellschaft in dieser Zusammensetzung zu einem ernsthaften Meinungsaustausch zusammengekommen und haben sich auch gegenseitig zugehört – im Gegensatz zu den reflexhaften Statements, die bisher immer dann abgegeben wurden, wenn die Frage nach der staatlichen Aufstellung Bosnien und Herzegowinas auf der Grundlage des Daytoner Friedensabkommens gestellt wurde. Insofern war dies eine wichtige gemeinsame Aktion der politischen Stiftungen, die in der Region arbeiten, um – jeweils in ihrem Bereich – zu einer Änderung des Politikverständnisses, zur Förderung demokratischer Prozesse und Dialogkultur und zur Entstehung staatsbürgerlichen Denkens im noch immer geteilten und ethnisch definierten Nachkriegs-Bosnien zu leisten, das aus dem Blickwinkel des Westens verschwunden scheint. Es gibt wohl „heißere Regionen“, aber noch redet hier keiner von Frieden, sondern nur von „Abwesenheit von Krieg“.

GUDRUN FISCHER, Sarajevo