Urdrüs wahre Kolumne
: Posaunen von Jericho

Wie gefährlich das Leben geworden ist, belegt der zufällig mitgehörte Satz, den dieser Tage auf der Weserbrücke eine Frau im besten Mittelalter ihrer Freundin zuraunte: „Wegen dieser Tönung drehe ich meiner Frisörin noch den Hals um.“ Mögen andere um die Frage streiten, ob es nun „-sörin“ heißen muss oder „-söse“: Wir hinterfragen, ob sich unter Menschen in dieser Stadt nicht andere Lösungen finden lassen müssten als immer nur Töten!

Mit ein paar Fliederzweigen in der Hand suche ich auf dem Waller Friedhof nach dem Grab eines Bekannten und werde dabei von einem anderen Menschen auf der Suche gefragt, wo denn wohl das Ehrenmal der Bremer Räterepublik zu finden sei. Selbstverständlich kann ich nicht nur den Weg weisen, sondern auch mit weiteren Informationen dienen, doch der Fremde fällt mir schnöde ins aufklärerische Wort: er wolle nur dorthin, weil in der Nähe eine bestimmte Pflanze zu finden sei. Ohje – so gelten die besten Söhne ihrer Klasse manchen nur noch als Hinweiszeichen zum Beutemachen für die Botanisiertrommel! Was sind das für Zeiten, in denen womöglich die Gemeine Ackerwinde mehr wiegt als das heldenhaft kämpfende Proletariat?

In der Ansgarii-Gemeinde diskutieren die Bremer Evangelen heute um 19.30 Uhr mit Vertretern der Parteien über die Affenschande, die der Neurobiologe Andy Kreiter mit seinen fiesemiesen Versuchen an liebenswerten Makaken über Stadt und Uni bringt. Wir empfehlen den Einsatz der Posaunen von Jericho, um die Kerkermauern dieses Dr. Mabuse -Folterzentrums zum Einsturz zu blasen!

Energisch und gemeinsam fordern die wahlkämpferischen Berufsjugendlichen Axel “For ever Young“ Adamietz und Jens „Slim Fast“ Eckhoff, den Radaubrüdern der Vision Parade ihren technotischen Piss & Müll-Marathon durchs Viertel auch heuer wieder zu genehmigen. Vermutlich will der feine Herr Jens nur Gelegenheit haben, der mobilen Dancefloor-Posse sein neues Arschbacken-Tattoo einer 100-Dollar-Note in aller Öffentlichkeit auf einem Parade-Wagen im Schüttelfieber zu entblößen. Und Adamietz –nun ja, ein paar Mandanten von der illegalen Pillendreher-Fraktion oder der dazugehörigen Gilde psychedelischer Wanderapotheker werden bei solcher Jugendkultur auch für ihn schon abfallen.

Muss man wirklich immer an jedem Vulgärquatsch des Mainstreams andocken, wenn man halbwegs vernünftige Dinge popularisieren will? Schirmfrau Ulrike Hauffe von der Gleichstellungsstelle sollte sich jedenfalls genau überlegen, welchem Raab-Affen sie möglicherweise Zucker gibt mit dem Wettbewerb „Bremen sucht die Miss Technik“. Wie, wenn da wieder eine junge Frau Loch gewinnt – dürfte es später arg schwer haben! „Miss Technik“, tsss tsss ...

Meine kleine feine Forschungsgruppe „Aktuelle Stimmungslage“ ermittelte in der letzten Woche für Bremen die Nichtwähler als allerstärkste der Parteien – mit absoluter Mehrheit. Dass dieses demoskopische Vorgehen mindestens so wissenschaftlich und unvoreingenommen war wie das von Forsa und Infratest zusammen, behauptet jedenfalls

Ulrich
„Besserwessi“ Reineking