Nächste Ausfahrt UEFA-Cup

Borussia Dortmund verabschiedet sich nach dem 0:2 gegen Borussia Dortmund von den Champions League-Ambitionen. Trainer Matthias Sammer moniert die Passivität seiner Mannschaft

Die BVB-Profis zeigten keinen Spielwitz, wenig Laufbereitschaft und wussten nicht wohin mit dem Ball

VON CHRISTIANE MITATSELIS

Jan Koller schmeißt sich auf den Boden und boxt verzweifelt auf den Rasen. Der tschechische Stürmer von Borussia Dortmund hadert mit dem Schicksal, will es nicht wahrhaben. Die BVB-Fans fassen sich an den Kopf – es war wirklich unglaublich: Soeben hatte der Zwei-Meter-Mann den Ball ohne jede Not aus sieben Metern frei über das Stuttgarter Tor geköpft. Dies passierte in der 68. Minute vor 83.000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion. Da Koller am Samstag nicht der einzige Borusse war, der versagte, die Stuttgarter sich andererseits weitaus weniger dumm anstellten, verlor Dortmund das Spiel gegen den VfB völlig verdient mit 0:2 (0:1).

20 Minuten nach dem Schlusspfiff schaute Dortmunds Trainer Matthias Sammer mit halb zugekniffenen Augen auf den TV-Monitor. Er musste sich sichtlich zusammenreißen, um nicht zu loszukeifen. „Ja, es stimmt schon“, zischte er, “die Chancen, die wir hatten, bezeichnet man normalerweise als recht gut. Das ist eine Katastrophe für uns.“ Eigentlich wollten die Dortmunder ja ihren Punkterückstand auf den dritten Tabellenplatz, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt, reduzieren. Doch stattdessen liegt der BVB nun schon neun Punkte hinter dem drittplatzierten VfB auf dem siebten Tabellenplatz.

Manager Michael Maier fasste die neue Realität in Worte: „Das Erreichen des UEFA-Cups ist weiterhin ein realistisches Ziel.“ Meier schloss auch den Weg in den UEFA-Cup über den UI-Cup nicht aus. „Da sollen es ja Qualifikanten schon bis ins Finale geschafft haben.“ Trotz aller Schönmalerei – auch der BVB- Manager sah sehr enttäuscht aus. Was nicht verwundert. Die Teilnahme an der lukrativen Champions League wäre so wichtig gewesen für den auch finanziell angeschlagenen, börsennotierten Klub, dessen jüngste Halbjahresbilanz rote Zahlen in Höhe von 29,4 Millionen Euro ausgewiesen hatte. Sportmanager Michael Zorc konstatierte: „Wer so spielt wie in der ersten Halbzeit, braucht von der Champions-League nicht zu reden.“ Der BVB hat seine Fans in den letzten Monaten mit einigen uninspirierten Heimspielen malträtiert, doch die zweite Heimniederlage nach dem 0:1 gegen Schalke war besonders frustrierend für die schwarzgelben Tausendschaften im Stadion, die schon in der ersten Halbzeit laut pfiffen.

Stuttgarts Torhüter Timo Hildebrand hatte zwar nicht seinen besten Tag, doch das machte nichts. Allein in der ersten halben Stunde der Partie schoss der Brasilianer Ewerthon dreimal wahlweise übers oder neben das Tor. Doch es war nicht nur das. Die BVB-Profis zeigten keinen Spielwitz, wenig Laufbereitschaft und wussten nicht wohin mit dem Ball. VfB-Coach Felix Magath hatte seine Mannschaft viel besser auf das Spiel eingestellt. Obwohl die Stuttgarter zuvor nur ein Sieg in neun Bundesliga-Spielen gefeiert hatten, wirkten sie sehr sicher, überzeugten durch taktische Disziplin und schönes Kombinationsspiel. Schon in der sechsten Minute ging Stuttgart durch Aliaksandar Hleb nach Doppelpass mit Cacau in Führung – der VfB bejubelte das erste Stuttgarter Pflichtspieltor nach 360 Minuten. „Es war wie ein Finale um die Champions League-Teilnahme. Es ist mir unverständlich, wie die Mannschaft so passiv agieren konnte“, schimpfte Sammer.

Sein Kollege Magath strahlte: „Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie unbedingt gewinnen wollte“, sagte der VfB-Coach. Dass Horst Heldt (82., Foulelfmeter) noch das 2:0 gelang, nachdem der BVB auch in der zweiten Halbzeit eine Chance nach der anderen versemmelt hatte, sei „glücklich“ gewesen. Magath ist davon überzeugt, dass sein Team im Champions League-Achtelfinale am Dienstag beim FC Chelsea (Hinspiel: 0:1) gute Chancen hat. „Wenn wir so spielen wie heute, können wir es schaffen.“