Castor spaltet Grüne

Grüner Parteitag kritisiert Bundesumweltminister Jürgen Trittin scharf. Höhn: „War über Ahaus nicht informiert“

MÜLHEIM taz ■ Im Streit um die geplanten Castor-Transporte ins Zwischenlager Ahaus gehen Nordrhein-Westfalens Grüne auf Distanz zu ihrem Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Landesumweltministerin Bärbel Höhn warf ihrem Parteifreund „schädliche und unsägliche Äußerungen“ vor: Keinesfalls sei sie – wie von Trittin behauptet – in die langfristigen Planungen zu den Atommülllieferungen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf eingebunden gewesen. „Wir haben heute morgen telefoniert, und da hat es deutliche Worte gegeben“, stellte Höhn auf dem kleinen Parteitag gestern in Mülheim klar.

Trittin hatte die Castor-Transporte in einem Interview mit den Westfälischen Nachrichten abermals gerechtfertigt. Nach dem Atomkonsens habe das Bundesamt für Strahlenschutz keine Möglichkeit, die Transporte zu untersagen. Auch habe er die NRW-Grünen, insbesondere NRW-Umweltministerin Höhn „frühzeitig eingebunden“.

Ähnlich argumentiert Trittin in einem Brief an NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD), der der taz vorliegt. Das Zwischenlager Ahaus biete sicheren Schutz auch gegen Terrorangriffe, etwa mit großen Passagierflugzeugen: „Die radiologischen Auswirkungen liegen unter dem Richtwert zur Einleitung von einschneidenden Katastrophenschutzmaßnahmen.“ Außerdem seien die zugrundeliegenden Ausnahmeregelungen für Rossendorf – Forschungsreaktoren benötigen im Gegensatz zu Atomkraftwerken keine eigenen standortnahen Zwischenlager – nur auf Wunsch der SPD in den Atomkonsens aufgenommen worden. Jetzt müsse er sich an das Gesetz halten, so Trittin: Keine Behörde könne „Recht contra legem“ anwenden. ANDREAS WYPUTTA