Kostenersparnis und neue Herausforderung

Die Evangelische Akademie im Rheinland nimmt am neuen Standort Bonn ihre Arbeit auf. Neue Schwerpunkte sind Kultur und Bildung im neuen Europa, die Informationsgesellschaft sowie Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt

BONN taz ■ Als Folge von Sparmaßnahmen ist die Evangelische Akademie im Rheinland zu Jahresbeginn von Mülheim/Ruhr nach Bonn umgezogen. Am Freitag nahm sie dort, im Haus des Pädagogisch-Theologischen Instituts (PTI), ihre Arbeit auf.

Den Umzug hatte die Synode der rheinischen Kirche 2003 im Rahmen zahlreicher Strukturmaßnahmen beschlossen, mit denen Einrichtungen der Landeskirche an zentralen Standorten konzentriert werden. Mit dem Wechsel nach Bonn wollte die mit mehr als drei Millionen Mitgliedern zweitgrößte der 24 evangelischen Landeskirchen in Deutschland bis zu 2,7 Millionen Euro sparen.

Neben dem Schauplatz soll sich nun auch die inhaltliche Ausrichtung der Akademie ändern. Während sie in Mülheim ein großes Gewicht auf Ruhrgebiets-Themen legte, will sie sich in Bonn nach den Worten von EKiR-Präses Nikolaus Schneider den Herausforderungen stellen, denen sich die Kirche „im Dialog mit Gesellschaft und Kultur aktuell zu stellen hat“. So setzen Akademie-Direktorin Sybille Fritsch-Oppermann, die drei Studienleiter und ein Pfarrer demnächst folgende Schwerpunkte: Kultur und Bildung im neuen Europa, Demokratie und Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt, Wissenschaft und Technik in der Informationsgesellschaft sowie Religion und Spiritualität im 21. Jahrhundert.

Mit dem neuen Standort ergäben sich neben der Kostenersparnis durch eine gemeinsame Logistik mit dem PTI noch weitere so genannte Synergieeffekte für die Einrichtung, betonte EKiR-Vizepräsident Christian Drägert. So ermöglichten die UN-Institutionen in der Bundesstadt der Akademie neben dem regionalen und europäischen auch einen internationalen Rahmen – gerade mit Blick auf das Thema Globalisierung. Fritsch-Oppermann ergänzte, an einem „Runden Tisch“ mit derzeit 40 Teilnehmern – von der Deutschen Unesco-Kommission über die Deutsche Telekom bis zur Bundeszentrale für politische Bildung – sollen Kooperationen zwischen den Unternehmen und Institutionen auf der einen und der Akademie auf der anderen Seite geknüpft werden.

Eine gute Einnahmequelle sieht die EKiR im Verkauf des ehemaligen Akademiesitzes, einer Villa in Mülheim/Ruhr. Dort residierte die Einrichtung seit ihrer Gründung 1952, dort fanden mehr als 4.100 Tagungen statt. Die Suche nach einem Käufer sei zwar bislang erfolglos geblieben, meinte Drägert. Aber es gebe zumindest einige ernsthafte Interessenten. Die gab es auch schon für das im Park lebende Dammwild, es wurde einem Tierpark vermacht. Silke Uertz