Ein typischer Parteifunktionär alter Schule

Krzysztof Janik ist der neue Vorsitzende der polnischen Postkommunisten. Ein „neuer Anfang“ ist das nicht

Krzysztof Janik hat es wieder einmal geschafft. Der „Schwejk im Innenministerium“, wie die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita den glücklosen Minister einmal nannte, ist seit Samstag wieder obenauf. Auf dem Sonderparteitag des „Bündnisses der demokratischen Linken“ (SLD), der einen „neuen Anfang“ begründen sollte, wurde der 53-Jährige zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. „Das ist Parteimief, kein Aufbruch!“, schimpfte einer der enttäuschten Delegierten nach der Wahl. Zwar musste Parteichef Leszek Miller den Kritikern weichen, die ihm vorwarfen, die Reformen im Land verpfuscht und Korruption geduldet zu haben, doch bei der Wahl seines Nachfolgers hat sich am Ende doch wieder Miller durchgesetzt. Aus Protest gegen die mit Janik wohl verhinderte Reform der Partei trat Andrzej Celinksi, einer der honorigsten Politiker Polens, aus dem SLD-Vorstand zurück.

Janik ist zwar das von den Kritikern Millers geforderte „neue Gesicht“ an der Spitze der postkommunistischen Partei, doch den von ihnen geforderten Reformkonvent wird Janik gegen den Willen Millers kaum einberufen. Der schlanke Politiker, den man immer nur mit schwerer Aktentasche sieht, ist ein typischer Parteifunktionär alter Schule. So wie Miller auch. Schon 1968 trat er mit 18 Jahren der kommunistischen Partei Polens PVAP bei. Nach der Wende 1989 und der Neugründung der Partei als „Sozialdemokratie der Republik Polen“ (SdRP) übernahm er die Funktion des Generalsekretärs, die er auch beibehielt, als 1999 aus der SdRP und einigen linken Splitterparteien das „Bündnis der demokratischen Linken“ hervorging.

Der promovierte Politologe verfolgte zunächst eine wissenschaftliche Karriere und wurde in den Jahren 1971 bis 1981 erst Assistent, schließlich Adjunkt an der Schlesischen Universität in Katowice (Kattowitz). Nach der Verhängung des Kriegsrechts über Polen im Dezember 1981 übernahm Janik nur noch Parteifunktionen. Er gilt als brillanter Wahlkampfstratege. 1995 leitete er erfolgreich den Wahlkampf des Präsidenten Aleksander Kwasniewski. Drei Jahre später organisierte er den Kommunalwahlkampf der SLD in ganz Polen. Im Jahr 2000 half er Aleksander Kwasniewski bei der Wiederwahl.

Doch wer Wahlen gewinnt, muss noch nicht unbedingt ein guter Parteistratege sein. In den Umfragen schneidet die SLD so schlecht ab wie noch keine Regierungspartei Polens seit dem Ende des kommunistischen Systems. Im Februar hätten sie gerade mal 12 Prozent der Stimmberechtigten gewählt, gegenüber 42 Prozent zur Zeit der Wahlen 2001. „Schlechtes Verhalten, Starrsinn und Aggression tragen in einer Partei keine guten Früchte. Wir dürfen nicht unter uns nach Feinden suchen“, dämpfte Janik nach seiner Wahl die Hoffnung auf einen Neuanfang. Ohne Reform, so die Kritiker Janiks und Millers, wird die in der Öffentlichkeit schwer korrumpierte Partei bei den Wahlen im kommenden Jahr aber keine Chance haben. GABRIELE LESSER