Amerikas Hausfrauenidol hat gelogen

Gericht spricht Omnimedia-Gründerin Martha Stewart im Prozess um einen dubiosen Aktienverkauf schuldig

BERLIN taz ■ Das Strafmaß steht noch nicht fest, aber der Spruch ist gefallen: Martha Stewart hat sich der Verschwörung, der Falschaussage und der Behinderung der Justiz schuldig gemacht hat – im Zusammenhang mit einem dubiosen Aktien-Verkauf. Das sah ein New Yorker Gericht jetzt als erwiesen an. Der US-Lifestyle-Unternehmerin, die in Berufung gehen will, drohen nun bis zu 20 Jahre Haft und eine Geldstrafe von einer viertel Million US-Dollar.

Das Verfahren war wohl das bislang schillerndste in der langen Prozessreihe gegen Wirtschaftskriminelle in den USA. Das lag vor allem an der Angeklagten und ihrer Stellung in der US-Gesellschaft, die, folgt man den dortigen Medienberichten, ohne sie nicht wüsste, wie man Tortenböden backt, eine Hochzeit organisiert oder die Wohnung zur Jahreszeit passend dekoriert. Stewart ist Amerikas Hausfrau Nummer 1 und zugleich eine der Top-Unternehmerinnen. In den 90er-Jahren hat sie mit der strikten Propagierung traditioneller Familientugenden via Fernsehen, Magazine und Bücher ein kleines Imperium aufgebaut, die Martha Stewart Living Omnimedia. Jahresumsatz immerhin weit über eine viertel Milliarde US-Dollar.

Angesichts dessen ist es beinahe tragisch, dass sie nun über 45.000 US-Dollar gestolpert ist. Gerade mal so viel Gewinn sollen ihr ihre Anteile am Biotech-Konzern ImClone eingebracht haben, die sie Weihnachten 2001 verkaufte – wie es heißt, auf einen Insider-Tipp des damaligen ImClone-Chefs Sam Waksal hin. Einen Tag später stürzte der Aktienkurs ab, weil das Unternehmen keine Zulassung für das Krebsmittel Erbitux bekam.

Und wer den Spott hat, braucht für den Schaden nicht zu sorgen: Alle Versuche Stewarts, ihre Firma aus dem Prozess rauszuhalten, nützten nichts. Dabei legte sie ihre Chefposten nieder und ist nun nur noch Kreativdirektorin, auf einer eigenen Website (www.marthatalks.com) kommentierte sie den Prozess zudem regelmäßig. Aber der Omnimedia-Kurs zeichnete das Verfahren trotzdem sorgfältig nach. Nach der Urteilsverkündung am Freitag brach er um 23 Prozent ein. Auch auf die Realzahlen hat sich der Prozess niedergeschlagen. Stewart schätzt den Imageschaden auf rund 300 Millionen Dollar Anzeigen- und Umsatzverlust. BEATE WILLMS